Internetsucht sollte in psychiatrische Handbuch der Geistesstörungen aufgenommen werden

Immer öfter wird in den Medien über Online-Sucht berichtet, auch wir von onlinemarktplatz.de das Thema schon aufgegriffen. Nun gibt es einen aktuellen Bericht des Fachmagazins American Journal of Psychiatry, der sich erneut damit beschäftigt. Jerald Block ist der Meinung, dass Online-Sucht eine „gewöhnliche zwanghaft-impulsive Funktionsstörung“ ist, die in das offizielle psychiatrische Handbuch der Geistesstörungen aufgenommen werden sollte, dessen Neuauflage 2012 erscheinen soll.

Block stellt fest: „Abhängige können jegliches Zeitgefühl verlieren und sich ihrem inneren Antrieb verweigern, der sie zu grundlegenden Tätigkeiten wie essen oder schlafen drängt. Wie bei jeder anderen Suchterkrankung geben auch bei der Online-Sucht bestimmte Symptome über eine tatsächliche Erkrankung Aufschluss. Hierzu zählen neben der exzessiven Nutzung des Internets auch Merkmale wie Entzugserscheinungen, der ständige Wunsch nach mehr und soziale Isolation, all das eindeutige Belege für das Vorhandensein einer Online-Sucht.“

Gabriele Farke, Online-Sucht-Beraterin und Initiatorin des Selbsthilfe-Portals Onlinesucht.de: „Die Wissenschaft definiert einen Online-Süchtigen als jemanden, der 35 Stunden pro Woche oder mehr im Internet verbringt.“ Doch wie immer so auch hier: Theorie und Praxis klaffen auseinander. Farke weiter: „Aus meiner Erfahrung weiß ich, dass das soziale Umfeld in diesem Zusammenhang ausschlaggebend ist. In der Regel spricht man dann von einer Online-Sucht, wenn der Betroffene beispielsweise seine sozialen Kontakte vernachlässigt und in weiterer Folge auch verliert.“ Das ist dann der Fall, wenn das alltägliche Leben dem Internet angepasst wird und nicht das Internet in den Alltag integriert wird. Nach Expertenmeinung trifft dies bereits auf etwa 2 Millionen Menschen in der Bundesrepublik zu, wobei die Tendenz ansteigend ist.

Seit zwölf Jahren beschäftigt Gabriele Farke sich schon mit der Thematik und wurde am Beginn ihrer Tätigkeit nur belächelt. Mittlerweile allerdings wird das Phänomen Online-Sucht durchaus ernster genommen. Trotz aller Verbesserungen gibt es auch heute noch kein hinlänglich ausgeprägtes Bewusstsein für Internetsucht innerhalb der Bevölkerung.

Wie auch Jerald Block ist die Expertin der Ansicht, dass eine offizielle Bestätigung des Krankheitsbildes Online-Sucht seit langem überfällig sei: „Wegen der fehlenden offiziellen Anerkennung werden derartige Probleme von Angehörigen oft einfach unter den Teppich gekehrt.“

Bei der Online-Sucht unterscheidet man im Groben 3 Kategorien:

  1. Online-Spielsucht
  2. Online-Chatsucht
  3. Online-Sexsucht.

In Deutschland, unter Männern am weitesten verbreitet ist die Online-Sexsucht, vor allem in der Altersklasse zwischen 19 und 25 Jahren. Auch der 2. Platz wird von der Männerwelt belegt – mit der Online-Spielsucht. „Erst der dritte Bereich, die Online-Chatsucht, ist eine vorrangige Frauendomäne“, so Farke.