Europäer geben 2019 im Schnitt 14.739 Euro aus

Im Jahr 2019 stehen Europäern im Schnitt 14.739 Euro für Ausgaben und zum Sparen zur Verfügung. Ein Blick auf die 42 untersuchten Ländern zeigt deutliche Unterschiede, was das verfügbare Nettoeinkommen anbelangt: Während die durchschnittliche Kaufkraft in Liechtenstein, der Schweiz und Luxemburg am höchsten ist, haben die Menschen im Kosovo, in Moldawien und der Ukraine am wenigsten Geld. Das zeigt die aktuelle Studie „GfK Kaufkraft Europa 2019“, die ab sofort verfügbar ist.

Für das Jahr 2019 haben die Europäer knapp 10 Billionen Euro zur Verfügung. Die Pro-Kopf-Kaufkraft verzeichnet 2019 ein Wachstum von rund 3,5 Prozent und liegt damit deutlich über dem Vorjahreswert. Pro Kopf entspricht das einer durchschnittlichen Kaufkraft von 14.739 Euro. Wie viel Verbraucher für Essen, Wohnen, Dienstleistungen, Energiekosten, private Altersvorsorge, Versicherungen, Urlaub, Mobilität oder auch Konsumwünsche zur Verfügung haben, unterscheidet sich von Land zu Land stark, was ein Blick auf die Top 10 verdeutlicht.

Liechtenstein führt das Kaufkraftranking wie im Vorjahr an. Hier beträgt die Pro-Kopf-Kaufkraft 67.550 Euro. Damit liegt Liechtenstein weit vor allen anderen Ländern und mehr als das 4,5-fache über dem europäischen Durchschnitt. Auf Platz zwei folgt wie im Jahr zuvor die Schweiz mit einer Kaufkraft von 42.067 Euro pro Kopf. Auch alle anderen Länder in den Top 10 weisen eine sehr überdurchschnittliche Pro-Kopf-Kaufkraft auf. Den Sprung in die Top 3 schafft in diesem Jahr Luxemburg, das mit einer Pro-Kopf-Kaufkraft von 35.096 Euro Island vom dritten auf den vierten Platz verdrängt. Außerdem tauscht Schweden mit Finnland den Platz und rutscht von Platz 9 auf den letzten Rang der Top 10.

Während insgesamt 16 Länder über dem europäischen Durchschnitt liegen, schneiden 26 der untersuchten Länder in Bezug auf die Pro-Kopf-Kaufkraft unterdurchschnittlich ab. Schlusslicht des Gesamt-Rankings bildet die Ukraine. Hier haben die Menschen 1.830 Euro pro Kopf zur Verfügung.

Simone Baecker-Neuchl, GfK-Expertin im Bereich Geomarketing, erklärt: „Die GfK Kaufkraft Europa ist ein bedeutender Gradmesser für die Wirtschaftskraft einer Region – denn nicht nur zwischen den verschiedenen europäischen Ländern, sondern auch innerhalb der Länder bestehen große Unterschiede bei der Pro-Kopf-Kaufkraft. Gerade deshalb ist es wichtig, dass unsere internationalen Daten mit einheitlichen Qualitätsmaßstäben von Experten berechnet werden. Nur so können Unternehmen aller Branchen fundiert zwischen den Ländern vergleichen und erkennen, wo in Europa die kaufkraftstärksten Regionen zu finden sind. Sie erhalten damit ein unverzichtbares Fundament für geschäftspolitische Entscheidungen rund um ihre internationale Standortplanung und -bewertung, ihre Außendienststeuerung und ihr Marketing.“

Vergleich ausgewählter Länder und Regionen

Im Folgenden wird die Kaufkraftverteilung in den Niederlanden, Frankreich, Italien, Spanien, der Tschechischen Republik, Polen, Ungarn und Rumänien genauer betrachtet. Diese Länder bieten aufschlussreiche Einblicke in die Verteilung des Ausgabepotenzials.

Niederlande: Ausgewogene Verteilung der Kaufkraft

Die Niederländer liegen mit einer durchschnittlichen Pro-Kopf-Kaufkraft von 20.416 Euro knapp 39 Prozent über dem europäischen Durchschnitt auf Rang 14.

Ein Blick auf die zwölf niederländischen Provinzen zeigt, dass die regionale Kaufkraft recht ausgewogen verteilt ist. Die Provinz Zuid-Holland liegt besonders nahe am Landesdurchschnitt. Hier stehen den Einwohnern 20.442 Euro pro Kopf zur Verfügung.

Die Provinz Noord-Holland, in der auch die Hauptstadt Amsterdam liegt, konnte ihren Platz an der Spitze verteidigen. Hier stehen den Einwohnern 22.076 Euro pro Kopf zur Verfügung. Im europaweiten Vergleich liegt die Pro-Kopf-Kaufkraft hier knapp 50 Prozent über dem Durchschnitt. Overijssel, Friesland und Groningen bilden hingegen die Schlusslichter der Tabelle. Groningen liegt mit einer Kaufkraft von 18.468 Euro pro Kopf rund 10 Prozent unter dem Landesdurchschnitt und bildet damit den letzten Platz. Dennoch liegt die Provinz mehr als 25 Prozent über dem Europadurchschnitt.

Frankreich: Kaufkraft im Arrondissement Boulogne-Billancourt am höchsten

In Frankreich stehen den Menschen durchschnittlich 20.306 Euro pro Kopf zur Verfügung. Die durchschnittliche Kaufkraft liegt damit rund 38 Prozent über dem europäischen Durchschnitt. Somit belegt Frankreich innerhalb Europas Rang 15. Vor allem Kreise, die in den Regionen Île-de-France und Auvergne-Rhône-Alpes liegen, sind in den Top 10 vertreten.

Boulogne-Billancourt führt diese Tabelle an. Pro Kopf stehen den Menschen, die südwestlich von Paris leben, rund 31.469 Euro zur Verfügung – damit liegen sie 55 Prozent über dem Landesdurchschnitt. Der Kreis Paris landet auf dem zweiten Platz. Pro Kopf beträgt die Kaufkraft hier im Schnitt 30.800 Euro. Schlusslicht der Tabelle bildet der nördlich von Paris liegende Kreis Saint-Denis. Die Pro-Kopf-Kaufkraft liegt hier mit durchschnittlich 14.270 Euro rund 30 Prozent unter dem Landesdurchschnitt.

Italien: Starkes Nord-Süd-Gefälle

In Italien beträgt die durchschnittliche Pro-Kopf-Kaufkraft 17.799 Euro. Damit liegen die Italiener rund 21 Prozent über dem europäischen Durchschnitt und belegen Rang 16 der 42 Länder.

Bei der Kaufkraftverteilung in Italien gibt es deutliche Unterschiede zwischen dem wohlhabenden Norden und dem ärmeren Süden. Die GfK-Kaufkraftstudie für Italien zeigt, dass alle Provinzen in den Top 10 im Norden Italiens liegen. Angeführt wird das Feld weiterhin von der Provinz Milano. Rund um die Modemetropole Mailand beträgt die Pro-Kopf-Kaufkraft 25.077 Euro, womit diese fast 41 Prozent über dem Landesdurchschnitt und rund 70 Prozent über dem europäischen Durchschnitt liegt.

Umgekehrt sind die zehn kaufkraftschwächsten Provinzen alle im südlichen Teil Italiens zu finden. Das Schlusslicht bildet dabei Crotone, das ganz im Süden des Landes liegt. Hier stehen der Bevölkerung 9.983 Euro pro Kopf zur Verfügung – das sind rund 44 Prozent weniger als der Landesdurchschnitt und 32 Prozent weniger als der europäische Durchschnitt.

Spanien: Alleine im europäischen Mittelfeld

Die Spanier haben 2019 eine Pro-Kopf-Kaufkraft von 14.636 Euro und liegen mit nur 103 Euro Unterschied knapp 0,7 Prozent unter dem europäischen Durchschnitt. Kein anderes europäisches Land kommt an diesen Wert heran.

Ein Blick auf die Top 10 der Provinzen in Spanien zeigt, dass Araba/Alava weiterhin den ersten Platz des Kaufkraftrankings belegt. Hier stehen den Einwohnern 20.305 Euro pro Kopf für ihre Konsumausgaben zur Verfügung, was fast 39 Prozent mehr als dem Landesdurchschnitt entspricht. Allerdings gibt es auch ein paar Veränderungen: Die Hauptstadtprovinz Madrid springt in diesem Jahr mit einer Pro-Kopf-Kaufkraft von 18.262 Euro um zwei Ränge nach vorne auf den dritten Platz, und auch Tarragona verbessert sich um zwei Ränge und belegt Platz sieben. Zurück auf den zehnten Platz schafft es Huesca, das im letzten Jahr von Zaragoza aus den Top 10 verdrängt wurde.

Die kaufkraftschwächsten Provinzen befinden sich alle im Südwesten des Landes. Den letzten Platz des Provinzrankings belegt, wie auch in den Vorjahren, das andalusische Cadiz. Hier verfügen die Menschen über eine Pro-Kopf-Kaufkraft von 10.476 Euro. Cadiz liegt damit rund 28 Prozent unter dem Landesdurchschnitt.

Die Tschechische Republik: Hauptstadtkreis Praha führt das Ranking an

In der Tschechischen Republik steht den Menschen eine Pro-Kopf-Kaufkraft von 9.959 Euro zur Verfügung. Damit liegen die Tschechen rund 32 Prozent unter dem europäischen Durchschnitt und belegen Rang 24 der 42 untersuchten Länder.

Der Hauptstadtkreis Praha sowie die zwei daran angrenzenden Kreise Praha-zapad und Praha-vychod führen die Tabelle an. Im Kreis Praha stehen den Menschen durchschnittlich rund 12.935 Euro pro Kopf zur Verfügung. Praha liegt damit rund 30 Prozent über dem Landesdurchschnitt.

Die Kreise Rokycany und Benesov schaffen es dieses Jahr in die Top 10. Während der Kreis Rokycany einen großen Sprung von Rang 13 auf Rang 8 gemacht hat, verdrängt der Benesov den Kreis Kladno von der zehn. Den letzten Platz der insgesamt 79 Provinzen belegt Bruntal. Hier haben Menschen im Schnitt 8.328 Euro zur Verfügung, was knapp 57 Prozent des europäischen Durchschnitts entspricht.

Polen: Starke Kontraste zwischen arm und reich

Die durchschnittliche Pro-Kopf-Kaufkraft in Polen beläuft sich 2019 auf rund 7.589 Euro, was etwas mehr als der Hälfte der durchschnittlichen Kaufkraft in Europa entspricht. Damit belegt Polen Rang 29 im europäischen Ländervergleich.

Ein Blick auf die Kaufkraftverteilung über die 380 Kreise zeigt, dass der Kontrast zwischen arm und reich in Polen besonders hoch ist. So belegt Warszawa mit einer Kaufkraft von 13.150 Euro pro Kopf den ersten Platz. Den Einwohnern des Hauptstadtkreises stehen 73 Prozent mehr Geld für Konsumausgaben zur Verfügung als dem Landesdurchschnitt.

Neu in den Top 10 ist in diesem Jahr der Kreis Bielsko-Biala, der sich im Vergleich zu 2018 um vier Ränge verbessert. Mit einer Pro-Kopf-Kaufkraft von 9.853 Euro schafft es Bielsko-Biala auf Platz 8, während Pruszkowski aus den Top 10 fällt.

Im kaufkraftschwächsten Kreis Szydlowiecki beträgt die Pro-Kopf-Kaufkraft hingegen 4.824 Euro, was knapp 64 Prozent des polnischen Durchschnitts und knapp einem Drittel des europäischen Durchschnitts entspricht. Damit stehen den Einwohnern des ärmsten Kreises etwas mehr als ein Drittel des Geldes zur Verfügung, das die Menschen im wohlhabenden Warszawa haben.

Ungarn: Höchste Kaufkraft rund um die Hauptstadt

In Ungarn beträgt die durchschnittliche Pro-Kopf-Kaufkraft 7.416 Euro, was in etwa die Hälfte des europäischen Durchschnitts ist. Damit belegt Ungarn im Ländervergleich Rang 30 direkt hinter Polen.

Ein Blick auf die 20 Komitate Ungarns zeigt, dass es 2019 im Vergleich zum Vorjahr ein paar Veränderungen in den Top 10 gibt. So tauschen Komarom-Esztergom und Fejer sowie Veszprem und Vas die Ränge, während Csongrad in diesem Jahr neu in den Top 10 ist und Zala vom zehnten Platz verdrängt. Unverändert ist Rang eins, den weiterhin das Hauptstadtkomitat Budapest einnimmt. Mit 9.230 Euro pro Kopf liegen die Einwohner Budapests knapp 25 Prozent über dem Landesdurchschnitt, gleichzeitig aber auch mehr als 37 Prozent unter dem Europadurchschnitt.

Insgesamt haben fünf der 20 Komitate eine überdurchschnittliche Kaufkraft – geografisch befinden sie sich in und um die Hauptstadt Budapest herum und Richtung österreichischer Grenze. Umgekehrt bedeutet das, dass drei Viertel der ungarischen Komitate eine unterdurchschnittliche Kaufkraft aufweisen. Den letzten Platz belegt dabei Szabolcs-Szatmar-Bereg. Hier verfügen die Menschen über eine Pro-Kopf-Kaufkraft von 5.816 Euro, was knapp 78 Prozent des Landesdurchschnitts und 40 Prozent des europäischen Durchschnitts entspricht.

Rumänien: Kaufkraft pro Kopf liegt im Durchschnitt bei 5.881 Euro

Rumänien belegt im europäischen Vergleich Platz 32 mit einer durchschnittlichen pro-Kopf Kaufkraft von 5.881 Euro. Damit stehen den Rumänen rund 60 Prozent weniger als dem europäischen Durchschnitt zur Verfügung.

Die Spitze der Tabelle bildet der Kreis Bucuresti mit einer durchschnittlichen Pro-Kopf-Kaufkraft von 10.452 Euro. Menschen, die hier leben, haben im Schnitt rund 78 Prozent mehr Geld zur Verfügung als im restlichen Land. Das untere Ende der Skala bildet der Kreis Vaslui mit einer durchschnittlichen Kaufkraft von 3.706 Euro pro Kopf. Vaslui liegt damit rund 37 Prozent unter Landes- und rund 75 Prozent unter Europadurchschnitt.

Zur Studie

Die Studie „GfK Kaufkraft Europa 2019“ liegt für 42 europäische Länder auf feinräumigen Ebenen wie Gemeinden und Postleitzahlen vor, ebenso wie passende Daten zu Einwohnern und Haushalten sowie digitale Landkarten.

Die Kaufkraft bezeichnet das verfügbare Einkommen ohne Steuern und Sozialabgaben inklusive Transferleistungen und wird pro Kopf und Jahr in Euro als Index ausgewiesen. Die GfK Kaufkraft bezieht sich auf die nominal verfügbaren Einkommen. Dies bedeutet, dass die Werte nicht inflationsbereinigt sind. Basis der Berechnung sind neben Daten der Einkommensteuerstatistik einschlägige Statistiken zur Berechnung von Transferleistungen sowie Prognosewerte der Wirtschaftsinstitute.

Von der allgemeinen Kaufkraft bestreiten die Verbraucher alle Ausgaben für Essen, Wohnen, Dienstleistungen, aber auch Energiekosten, private Altersvorsorge und Versicherungen sowie andere Ausgaben, beispielsweise für Urlaub, ihre Mobilität und Konsumwünsche.