Smarter E-Commerce in der Industrie 4.0

Der Mittelstand ist das Rückgrat der deutschen Wirtschaft. Dies bestätigen schon die Zahlen und Statistiken, denn über 99% der Unternehmen sind kleine und mittelgroße Unternehmen (KMU), welche wiederum generell dem Mittelstand zugeordnet werden. Dies ist sicherlich einer von vielen Gründen, warum Deutschland als Industrieland eine wichtige Rolle auf dem Weltmarkt eingenommen hat.

Die vierte industrielle Revolution

KMU haben oft kurze Lieferwege und sind somit sprichwörtlich näher am Kunden. Dabei bleiben sie flexibel und können individuell über flache Hierarchien an Trends und neue Entwicklungen anpassen. Somit scheint es widersprüchlich, dass gerade der Mittelstand bei der Implementierung von Automation und Digitalisierung noch immer starken Aufholbedarf hat. Das von der Regierung entworfene Referenzmodell Industrie 4.0 sieht vor, besonders in der Produktion eine physio-virtuelle Vernetzung von Maschinen, Menschen und dem Internet der Dinge einzuführen. Auch Unternehmen aus weiteren Sektoren wie der Pflege, der Energiewirtschaft und auch des E-Commerce haben die Möglichkeit, neue vernetzte Technologien zu nutzen, um von diversen Vorteilen zu profitieren.

Smarter E-Commerce in der Industrie 4.0
Smarter E-Commerce in der Industrie 4.0 – pixabay.com ©liviawong (Creative Commons CC0)

Das zentrale Leitbild der Industrie 4.0 ist die Smart Factory. Robotergesteuerte Produktionsmaschinen messen während ihrer Arbeit unter Einsatz hochpräziser Sensortechnologie wie der von RS Components Abstände, Temperaturen, Arbeitszeit und sogar die Zusammensetzung der Werkstoffe, mit denen sie agieren. Die entstehenden Daten werden zur Grundlage der Effizienzberechnung. Durch die Kommunikation aller Bestandteile der Wertschöpfungskette entsteht ein Kreislauf, der stets bestrebt ist, sich selbst zu verbessern. Doch dienstleistende Unternehmen und die des E-Commerce haben selten Roboter und noch seltener Fabriken, wie also spielt die Industrie 4.0 für sie eine Rolle?

Industrie 4.0 und der E-Commerce

Wie beschrieben stehen Daten im Zentrum der Industrie 4.0. Produkte der Zukunft definieren sich durch ihre Software, nicht ihre Hardware. Dies bedeutet, dass auch Endprodukte Daten sammeln und senden, die direkt ihren Produktionsablauf beeinflussen. Diese Daten sind auch für den E-Commerce von hoher Bedeutung, denn sie können über Bedarf und Nachfrage aufklären, bevor diese entstehen. Neben bestehenden Verkaufsdaten können also auch Daten direkt von den Produkten aus ausgelesen und ausgewertet werden. Der Versandriese Amazon meldete 2013 ein Patent für das sogenannte „Predictive Ordering“ an, bei dem die Vielzahl an lokalen Distributionszentren rechtzeitig entsprechende, bedarfsgerechte Lieferungen erhalten sollten.

Auch kleine E-Commerce-Unternehmen haben Vorteile durch eine Produktion ihrer Güter in Smart Factories, denn diese sind skalierbar und können verschiedene Produktvariationen auch in sehr kleinen Losmengen wirtschaftlich herstellen. Insbesondere durch technische Innovationen im 3D-Druck könnte so in naher Zukunft selbst eine Bestellmenge nur eines Produkts ohne weitere Mehrkosten möglich sein. In Verbindung mit dem beschriebenen bedarfsgerechten und vorausschauenden Einkauf können kleine Versandunternehmen somit ihre Lagerkosten durch Kleinhaltung ihres Vorrates reduzieren und bleiben dennoch wettbewerbsfähig durch kurze Lieferzeiten.

Der Blick in die Zukunft

Natürlich bedeutet eine umfassende Einführung der Digitalisierung in jedem Unternehmen gleichzeitig auch eine neue, verletzliche Front, die insbesondere anfällig für Cyberangriffe ist. Es müssen also ausreichende Sicherheitsmaßnahmen und eventuelle Mitarbeiterschulungen geplant werden. Dennoch könnte die Zuwendung zu bzw. die Abwendung gegen die Digitalisierung schon in naher Zukunft zwischen Erfolg und Pleite für mittelständische E-Commerce-Unternehmen entscheiden.