Vom 1.000 Seiten-Katalog zur Onlinebestellung über die Website

Der E-Commerce boomt. Mehr als 90 Prozent der Deutschen kaufen jährlich online ein. Viele Artikel werden noch am Tag der Bestellung geliefert. Diese enormen logistischen Herausforderungen benötigen innovative Lösungen, wie sie Dematic entwickelt. Dabei sind manche Prozessschritte im Onlinehandel gar nicht so neu, wie sie auf den ersten Blick scheinen.
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Die Anfänge des Versandhandels liegen in den USA. Montgomery Ward, Außendienstmitarbeiter in Chicago, betreute 1872 Farmer im Westen Illinois. Seine Waren pries er nach stundenlangen Fahrten persönlich beim Kunden an – ein enormer personeller Aufwand. Um diesem zu entgehen, hatte Ward eine geniale Idee: Statt seine Produkte persönlich vorzustellen, druckte er sie auf ein einzelnes Stück Papier. Einer der ersten Versandkataloge der Welt war geboren. Die Abwicklung lief postalisch ab. Bestellungen trafen bei Ward ein und wurden von seinen Mitarbeitern händisch zusammengestellt. Das fertige Paket wurde dann auf dem Postweg zugestellt, allerdings nicht bis an die eigene Haustür des Kunden, sondern an die nächstgelegene Bahnstation.

Kaum zehn Jahre nach Ward druckten auch deutsche Unternehmen bebilderte Versandkataloge. Die erste Hochphase der großen Versandhäuser folgte in den 1920er- und 1930er-Jahren. Quelle und Neckermann wurden gegründet, zahlreiche Textilunternehmer stiegen in den Versandhandel ein. Viele Versandhäuser kamen zunächst aus dem regulären Einzelhandel, der Versand war damals noch ein Nischengeschäft, um weiter entfernte Kunden zu erreichen.

Während der Wirtschaftswunder-Jahre schlug dann die große Stunde des Versandhandels in Deutschland. Otto, Bertelsmann und Co. profitierten vom neuen Wohlstand, erhielten immer mehr Aufträge und mussten daraufhin ihre Prozesse optimieren. Die Firma Stöhr, ein Vorläuferunternehmen von Dematic, entwickelte 1962 für Neckermann die erste automatische Transportanlage mit Hängefördertechnik. Das Besondere an der Lösung war, dass sie ist mit einem Großrechner verbunden war – im damaligen Sprachjargon „Elektronengehirn“. Die Bestellungen der Kunden wurden auf Lochkarten aufgenommen, die in den Großrechner eingespeist wurden. Der Rechner ermittelte den Preis der Ware, das Gewicht, das Porto, die Verpackung sowie den Standort im Lager automatisch. So konnte die Stöhr-Anlage bis zu 15.000 Bestellungen am Tag bearbeiten. Eine Leistung, an die bisher kaum zu denken war.

Mit fortschreitender Technisierung und Automatisierung entstanden in den 1970ern und 1980ern gigantische Verteilzentren mit modernster Hochregallagertechnik und Computersteuerung. Die Wiedervereinigung gab dem heimischen Versandhandel dann nochmal einen enormen Schub. Quelle baute 1991 ein hochmodernes Versandzentrum in Leipzig. Kaum ein Jahr später zog Otto mit einer innovativen Lösung des Dematic-Vorgängers Demag, in Haldensleben nach.

Ein zunächst fast unscheinbarer Meilenstein folgte 1994. In Philadelphia bestellte Phil Brandenberger eine CD des Musikers Sting. Das Besondere daran: Brandenberger bezahlte online mit seiner Kreditkarte – erstmals weltweit. Das bisher gängige Rechnungsgeschäft wurde allmählich abgelöst.

Das digitale Zeitalter war so auch im Versandhandel angebrochen. Spätestens mit der Insolvenz von Neckermann 2012 war klar: Die Zukunft liegt im E-Commerce. Denn die Kunden waren schon zu dieser Zeit zunehmend im Internet unterwegs. Ihre Erwartungen an den „Everywhere-Commerce“ trieben immer neue Entwicklungsschübe voran. Dematic setzte 2006 mit dem Multishuttle einen Branchenstandard zur Beschleunigung und Optimierung der intralogistischen Prozesse.

Für forcierte Materialflüsse im wachsenden Fashion-Online-Handel sorgt das Dematic Taschensortiersystem. Sowohl hängende Textilien als auch Liegeware bis hin zu Accessoires und Schuhen werden effizient in einem System mit automatisch befüllbaren und entleerbaren Hängetaschen gelagert, sortiert und gepuffert. Zudem erfüllt es die steigenden Anforderungen an ein ökonomisches Retourenmanagement. Im Mode-Bereich geht beispielsweise fast jede zweite Bestellung zurück an den Händler. Das ist vor allem eins: teuer. Die Retouren müssen dank der Automatisierungslösung nicht mehr mühsam ins Lager zurückgebracht werden, sondern „parken“ im System zwischen. Schließlich sind nur zehn Prozent der Retouren wirklich unbrauchbar, 80 Prozent werden innerhalb von drei Tagen wieder bestellt. Insgesamt bearbeitet das Taschensortiersystem bis zu 7.500 Retouren pro Stunde und bewältigt dadurch enorme Mengen. Im C&A-Lager in Langenhausen rotieren dank der Dematic-Innovation so ständig bis zu 70.000 Artikel im Retourenspeicher und warten auf ihre zweite Chance.

Seit den bescheidenen Anfängen in Illinois hat der Versandhandel große Sprünge gemacht. In einer mobilen und vernetzten Gesellschaft gibt es keine wochenlangen Wartezeiten mehr, sondern E-Commerce in Echtzeit: Eine Bestellung, die heute in Paris im adidas-Onlineshop eingeht, wird an den Partner Zalando weitergegeben, in einem hochmodernen Distributionszentrum in wenigen Minuten bearbeitet und erreicht den Kunden noch am selben Tag.