DHL Global Trade Barometer zeigt rückläufigen Welthandel, beeinflusst durch anhaltend negative Stimmung im Privatsektor

Erstmals seit seiner Einführung im Januar 2018 deutet das DHL Global Trade Barometer (GTB) auf einen leichten Rückgang des Welthandels in den nächsten drei Monaten hin. Der Ausblick für den Welthandel hat sich um -8 Punkte auf einen neuen Indexwert von 48 verschlechtert. Anders ausgedrückt, wird der Welthandel – prognostiziert anhand der Import- und Exportdaten für verschiedene Zwischenprodukte und frühzyklische Güter – in den nächsten drei Monaten voraussichtlich abnehmen, wobei aber nur mit einer leicht rückläufigen Entwicklung zu rechnen ist. Hinter dem Rückgang des Gesamtindex stehen vor allem deutlich niedrigere Indexwerte für die Luftfracht und die Container-Seefracht, den beiden grundlegenden Komponenten des GTB. Der Index für die Luftfracht ist um -6 Punkte auf 49 gesunken, der Container-Seefracht-Index um -8 Punkte auf 48 Indexpunkte.

Mehrere aufeinanderfolgende Quartale mit schwacher Handelsdynamik

Mit den jüngsten Entwicklungen setzt sich der vom GTB über mehrere Quartale seit Mitte 2018 verzeichnete Abwärtstrend fort. Der aktuelle Rückgang ist auch der erste seit 2015. In diesem Jahr stellte das GTB – das historische Daten seit 2013 berücksichtigt – zur Jahresmitte einen Rückgang des globalen Handelsvolumens fest, der mehr als einen Monat andauerte.

dhl globaltradebarometer 062019 global

Mit Blick auf die jüngste Prognose kommentierte Tim Scharwath, CEO von DHL Global Forwarding, Freight: “In Mitten des US-chinesischen Handelsstreits ist der leicht negative Ausblick für den Welthandel im dritten Quartal 2019 nicht völlig überraschend. Das jüngste Global Trade Barometer zeigt deutlich, warum es bei Handelskonflikten keine Gewinner gibt. Trotzdem verzeichnen einige große Volkswirtschaften wie Deutschland weiterhin ein positives Handelswachstum. In der Betrachtung seit Jahresanfang hat sich auch der Welthandel weiterhin positiv entwickelt. Daher bleiben wir auch zuversichtlich, dass unsere bisherige Prognose weiterhin Bestand hat und 2019 ein Jahr mit einem insgesamt positiven, wenn auch schwächeren Handelswachstum sein wird.” Zu den Implikationen für Deutsche Post DHL Group erklärte Tim Scharwath: “Das DHL Global Trade Barometer ist für uns ein nützliches Instrument, um wirtschaftliche Entwicklungen frühzeitig zu antizipieren. Wir sind gut auf die prognostizierten Entwicklungen vorbereitet. Dank unserer Struktur sowie unseres breiten Portfolios und unserer weltweiten Aktivitäten können wir solche Handelsdynamiken gut ausbalancieren.”

Neueste GTB-Ergebnisse verdeutlichen negative Folgen von Handelskriegen

Eswar S. Prasad, Professor für Handelspolitik und Volkswirtschaftslehre an der Cornell University in Ithaca, NY, USA, kommentierte die jüngsten GTB-Ergebnisse wie folgt: “Das Wachstum in den Volkswirtschaften, die traditionell als wichtigste Wachstumsmotoren der Weltwirtschaft fungieren, lässt nach. Die meisten makroökonomischen Indikatoren und Arbeitsmarktdaten deuten auf eine Abkühlung der US-Konjunktur hin und die Stimmung an den Finanzmärkten hat sich durch die Handelsspannungen eingetrübt. Nachdem zunächst schien, dass die Stimulusmaßnahmen der chinesischen Regierung das Wachstum stabilisieren, wird die Wachstumsdynamik in China jetzt wieder durch den anhaltenden Handelsstreit belastet. Die Wachstumserholung in Deutschland erscheint fragil und die indische Wirtschaft verliert an Fahrt, weil die Zweifel an der erfolgreichen Umsetzung wichtiger Wirtschaftsreformen zunehmen. Ein gleichzeitiger Abschwung in den wichtigsten globalen Volkswirtschaften könnte Auswirkungen auf das Handelsvolumen haben, wenn die andauernde Unsicherheit weiterhin die Verbrauchernachfrage und Unternehmensinvestitionen dämpft.”

US-chinesischer Handelskonflikt schwächt Dynamik des Welthandels

Als eine der Parteien im aktuellen Handelskonflikt verzeichnen die USA den mit Abstand höchsten Rückgang unter allen GTB-Indexländern, wobei der Ausblick um -11 Punkte auf 44 Punkte gesunken ist. Diese Verluste wurden hauptsächlich durch einen negativen Ausblick für die wichtigsten Exportkategorien verursacht. Den zweitgrößten Verlust verbucht China mit einem Rückgang um -7 Punkte auf 49, nur einen Punkt unter der Indexmarke-Marke, die für Stagnation steht. Chinas negativer Ausblick ist in erster Linie durch rückläufige Importe in mehreren Kategorien sowie ein insgesamt nur schwaches Exportwachstum bedingt. Der Handelskonflikt zwischen den beiden Ländern ist zwar bereits seit Einführung des Global Trade Barometer im Januar 2018 eine drohende Gefahr für das Wachstum, hat sich aber noch nie so deutlich in den tatsächlichen Handelsprognosen niedergeschlagen wie aktuell. Aufgrund des hohen Anteils der USA und Chinas am globalen Index ist das schwächere Handelswachstum in beiden Ländern ein wichtiger Treiber für den prognostizierten globalen Rückgang. Dass die Abschwächung des Welthandels bislang nur relativ geringfügig ist, liegt unter anderem daran, dass die Handelsströme bei Handelskonflikten nicht einfach zum Erliegen kommen. Stattdessen kommt es zu einer Verlagerung von Handelsrouten und Lieferketten in andere Länder. Auf globaler Ebene kompensiert dies einen Teil der negativen Auswirkungen von Handelsspannungen zwischen Ländern.

Scheinbar keine Auswirkungen des drohenden Brexit auf britischen Handel, Deutschland und Indien weiter mit leichtem Wachstum

Im insgesamt eingetrübten Handelsklima verzeichnen drei GTB-Länder ein schwächeres Handelswachstum, halten sich aber über der Stagnationsmarke: Der Indexwert für Deutschland ist im Vergleich zum Vorquartal um lediglich -1 Punkt auf 52 Punkte gesunken, während Indien einen Rückgang um -6 Punkte auf 53 verzeichnet hat. Der Indexwert für Großbritannien ist sogar um +2 Punkte auf 52 gestiegen. Angesichts der andauernden Ungewissheit rund um den Brexit überrascht dieses Ergebnis. Es könnte ein Hinweis darauf sein, dass Unternehmen angesichts eines noch immer bestehenden Risikos für einen harten Brexits Ende Oktober weiterhin Lagerbestände aufstocken.

Dynamik des Handels in Ostasien lässt weiter nach

Neben China verzeichnen auch die ostasiatischen Volkswirtschaften Japan und Südkorea eine weiter nachlassende Handelsdynamik. Der Index für Japan ist um -7 Punkte auf genau 50 Punkte gesunken – den Wert, der für eine stagnierende Entwicklung des Handels steht. Südkorea ist das dritte GTB-Land, in dem in den nächsten drei Monaten mit einem rückläufigen Handelswachstum gerechnet wird: Nach einem leichten Rückgang auf 49 Punkte im März 2019 hat sich der Ausblick nochmals um -3 Punkte auf 46 Punkte verschlechtert.

Deutsche Post DHL Group