DHL Global Trade Barometer: Welthandel wächst langsamer, trotz Abwärtsrisiken und pessimistischen Prognosen

Die jüngste Drei-Monats-Prognose des DHL Global Trade Barometer (GTB) deutet darauf hin, dass das Handelswachstum weiter an Dynamik verlieren wird. Im Vergleich zur letzten Veröffentlichung im Dezember ist der Gesamtindex um -4 Punkte gesunken. Mit 56 Punkten signalisiert der Indexwert für März jedoch noch immer ein leichtes Wachstum, auch wenn er der 50-Punkte-Schwelle immer nähert kommt, welche die Grenze zwischen positivem und negativem Wachstum bildet. Keines der betrachteten Länder konnte einen Gesamt-Indexwert von 60 oder mehr Punkten halten. Für alle Länder haben sich die Wachstumsprognosen abgeschwächt. Die einzigen Länder, die sich diesem Trend widersetzen, sind Deutschland und Großbritannien.

DHL Global Trade Barometer: Welthandel wächst langsamer, trotz Abwärtsrisiken und pessimistischen Prognosen
DHL Global Trade Barometer: Welthandel wächst langsamer, trotz Abwärtsrisiken und pessimistischen Prognosen – ©DHL 2019

„Der Welthandel ist in den letzten Jahren bemerkenswert gewachsen. Auch wenn wir eine anhaltende Verlangsamung dieser Wachstumsdynamik beobachten, so prognostiziert das aktuelle DHL Global Trade Barometer weiterhin eine positive Entwicklung des Handels in den nächsten drei Monaten. Damit spiegelt der Index nicht die vorherrschende negative öffentliche Stimmung in Bezug auf den internationalen Handel wider – zumindest nicht kurzfristig“, erklärt Tim Scharwath, CEO von DHL Global Forwarding, Freight.

GTB Gegenstand makroökonomischer Untersuchungen

Das im Januar 2018 eingeführte DHL Global Trade Barometer ist ein innovativer und einzigartiger Frühindikator, der die aktuelle und künftige Entwicklung des Welthandels abbildet. Es basiert auf der Auswertung großer Mengen von Logistikdaten mithilfe künstlicher Intelligenz. Um der Wissenschaft Zugang zu diesen wertvollen Daten zu geben und die makroökonomische Bedeutung des Indikators zu stärken, ist DHL vor kurzem eine Kooperation mit Eswar S. Prasad, Professor für Handelspolitik und Ökonomie an der Cornell University in Ithaca, NY, USA, eingegangen.

Professor Prasad kommentierte die jüngsten GTB-Ergebnisse wie folgt: „Das DHL Global Trade Barometer zeichnet einen verhaltenen, aber immer noch positiven Ausblick für das globale Handelswachstum. Dies steht im Einklang mit der nachlassenden Wachstumsdynamik in den großen Industrie- und Schwellenländern. Die globalen Handelsströme werden auch durch anhaltende Handelsspannungen und geopolitische Unsicherheiten gedämpft, die wiederum die Stimmung von Unternehmen und Verbrauchern beeinträchtigen. Diese Entwicklungen könnten sich nachteilig auf die Konsumnachfrage nach langlebigen Gütern und Unternehmensinvestitionen in Sachkapital auswirken sowie zu einer Neubewertung der Ausrichtung von internationalen Lieferketten führen. All diese Faktoren – die sich im Gesamt-, Länder- und Sektorenindex des Global Trade Barometer widerspiegeln – ergeben einen gedämpft positiven kurzfristigen Ausblick, bergen gleichzeitig aber auch das Risiko einer weiteren Verschlechterung der Aussichten für den Welthandel.“

Eingetrübte Handelsaussichten in fast allen betrachteten Ländern

Hinter dem im Schnitt verhaltenen globalen Ausblick stehen vor allem die geringeren Wachstumsraten in der Luft- und Seefracht. Der globale Indexwert für die Luftfracht ist um -4 auf 55 Punkte gesunken. Die Wachstumsrate für die globale Seefracht hat sich um -5 Punkte auf 56 Punkte reduziert.

Die Verlangsamung des zu erwartenden globalen Handelswachstums spiegelt sich auch in den länderspezifischen Werten wider: Deutschland und Großbritannien sind die einzigen Länder mit einer leichten Verbesserung des Gesamtindex um +2 Punkte. Die Werte der anderen fünf untersuchten Länder sind allesamt rückläufig. Zwei Entwicklungen stechen besonders heraus.

Indien und Südkorea: Stärkste Wachstumstreiber verlieren an Fahrt

Im Dezember waren Indien und Südkorea im GTB noch die Länder mit dem stärksten Wachstum. Drei Monate später weisen die beiden Länder die höchsten Einbußen im Gesamtindex auf. Südkorea verzeichnet Verluste von -12 Punkten und rutscht von moderatem Handelswachstum in die Stagnation und vom zweithöchsten auf den niedrigsten GTB-Score (jetzt 49).

Der Rückgang des prognostizierten Handelswachstums Indiens ist mit -18 Punkten noch höher. Dies ist vor allem auf den deutlich schwächeren Seehandel des Landes zurückzuführen, dessen Index um -20 Punkte fiel. Trotz der Verluste hält Indien aufgrund der allgemein abgeschwächten Prognosen das höchste prognostizierte Handelswachstum aller GTB-Länder (jetzt 59) aufrecht.

Beständig gegen Handelskonflikt und Brexit

Trotz der andauernden Brexit-Verhandlungen und den damit verbundenen Rezessionsängsten ist der Wachstumsausblick für den britischen Handel weiterhin robust. Der Indexwert von 54 Punkten (+2 Punkte) spricht für ein weiteres, wenn auch nur leichtes Wachstum des internationalen Handels und nicht für einen Rückgang. Diese Entwicklung ist womöglich vor allem auf eine verstärkte Bevorratung und Aufstockung der Lager zurückzuführen. Das für Deutschland prognostizierte, moderate Wachstum basiert vor allem auf der Prognose für die deutschen Luftfrachtexporte, die um +9 Punkte steigen. Dieser Trend ist höchstwahrscheinlich auf den wachsenden transatlantischen Handel zurückzuführen.

Trotz der Handelsstreitigkeiten zwischen USA und China hat sich der Handelsausblick für China nur minimal um -1 auf 56 Punkte verschlechtert. Dies deutet auf ein nur geringes Handelswachstum hin, aber nicht auf den befürchteten Abschwung. Der Indexwert für die USA ist dagegen um -5 Punkte auf 55 Punkte gesunken. Damit liegen die USA im Hinblick auf das für die nächsten drei Monate prognostizierte Handelswachstum praktisch gleichauf mit China.