Konsumklima schließt Jahr mit Einbußen ab

Die Verbraucherstimmung in Deutschland zeigt im November ein im Großen und Ganzen moderateres Bild. Während die Anschaffungsneigung ihr ohnehin sehr gutes Niveau sogar noch verbessern kann, müssen sowohl die Konjunktur- als auch die Einkommenserwartung leichte Einbußen hinnehmen. Da auch die Sparneigung deutlich zunimmt, prognostiziert GfK für Dezember einen Rückgang des Konsumklimas um 0,2 Zähler auf 10,4 Punkte.

Konsumklima schließt Jahr mit Einbußen ab – pixabay.com ©cocoparisienne (Creative Commons CC0)
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Die konjunkturelle Schwächephase hinterlässt im November auch bei der Stimmung der Verbraucher Spuren. Sowohl die Konjunktur- als auch die Einkommensaussichten können ihr Niveau des Vormonats nicht ganz behaupten und gehen leicht zurück. Dagegen zeigt sich die Anschaffungsneigung davon bislang unbeeindruckt. Sie kann ihr ohnehin exzellentes Niveau noch einmal geringfügig verbessern. Da zudem die Sparneigung im November einen Sprung nach oben macht, erleidet das Konsumklima zum Jahresende Verluste.

Konjunkturerwartung: zweiter Rückgang in Folge

Die etwas schwächere Entwicklung der deutschen Wirtschaft im dritten Quartal bleibt nicht ohne Wirkung bei den Konjunkturerwartungen der Konsumenten. Der Indikator verliert 1,6 Zähler und sinkt damit auf 17,4 Punkte. Dies ist der zweite Rückgang in Folge. Gegenüber dem entsprechenden Zeitraum des Vorjahres steht sogar ein Minus von knapp 27 Punkten zu Buche.

Weltwirtschaftliche Turbulenzen, wie der Handelskonflikt der USA mit China und der EU oder der Brexit, verunsichern zunehmend die deutschen Verbraucher. Sie sehen eine schwächer werdende Konjunkturdynamik und erste dunkle Wolken am Konjunkturhimmel.

Diese Wahrnehmung zeigt sich inzwischen auch in den realen Zahlen. So sank nach ersten vorläufigen Berechnungen das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im dritten Quartal gegenüber der Vorperiode um 0,2 Prozent. Im Vorjahresvergleich wurde ein Plus von 1,1 Prozent ermittelt (Quelle: Statistisches Bundesamt, Pressemitteilung Nr. 440 vom 14.11.2018, www.destatis.de). Der leichte Rückgang ist nach Meinung der Statistikbehörde vor allem auf rückläufige Exporte zurückzuführen.

Darüber hinaus ist der Handelskonflikt der EU mit den USA noch nicht abschließend gelöst. Hier drohen nach wie vor höhere Zölle für wichtige Exportgüter in die USA. Schließlich dürfte der bevorstehende Brexit ebenfalls für Verunsicherung sorgen, da noch nicht klar ist, ob der Ausstieg Großbritanniens aus der EU mit oder ohne Vereinbarung vollzogen wird.

Einkommenserwartung: im Sog schwächerer Konjunkturaussichten

Zurückgehende Konjunkturerwartungen lassen im November auch die Einkommenserwartung sinken. Mit einem Minus von 4,2 Zählern sinkt der Einkommensindikator auf 50,2 Punkte. Dies ist der niedrigste Wert im aktuellen Jahr, aber immerhin noch gut zwei Zähler mehr als im November 2017. Mit rund 50 Punkten zeigt sich die Einkommenserwartung aber weiterhin überaus positiv.

Steigende Beschäftigung und damit auch zunehmende Einkommen sind die Grundlage für das sehr gute Niveau des Indikators. Allerdings trüben steigende Preise, vor allem bei Energie, das positive Bild. Benzin und Heizöl sind zuletzt spürbar teurer geworden und haben die Inflation in Deutschland angeheizt. So betrug die Preissteigerung im Oktober im Vergleich zum Vorjahr 2,5 Prozent, der höchste Wert seit mehr als zehn Jahren. Dies knabbert an der Kaufkraft der Konsumenten. Wenn mehr Geld an den Zapfsäulen zu bezahlen ist, fehlt dieses für andere Anschaffungen.

Anschaffungsneigung trotzt schwierigem Umfeld

Trotz des insgesamt schwieriger gewordenen Umfeldes behauptet sich die Anschaffungsneigung im November. Sie legt sogar noch einmal leicht zu. Mit einem Plus von 1,6 Zählern klettert der Indikator auf 57,5 Punkte. Dies ist der zweite Anstieg in Folge. Ein höherer Wert wurde mit 60 Punkten zuletzt im April dieses Jahres gemessen.

Damit stemmt sich die Konsumneigung weiter gegen das schwierige weltwirtschaftliche Umfeld. Handelskonflikt und Brexit scheinen der Kauflust bislang nicht zu schaden. Und auch die höhere Inflation zeigt noch keine Wirkung. Offenbar dominieren die exzellenten inländischen Rahmenbedingungen. Steigende Erwerbstätigenzahlen dämpfen die Angst vor Jobverlust und sorgen für ansehnliche Einkommenszuwächse. Durch die Kopplung der Renten an die allgemeine Lohnentwicklung werden auch die gesetzlichen Altersbezüge profitieren.

Konsumklima mit Verlusten

Als Folge der im Großen und Ganzen moderateren Stimmungsentwicklung und der steigenden Sparneigung sinkt das Konsumklima von 10,6 Punkten im November auf 10,4 Punkte zum Jahresende. Damit muss der Indikator etwas von seinem guten Niveau abgeben. Vor allem höhere Inflationsraten setzen momentan neben der weltwirtschaftlichen Verunsicherung dem Konsumklima etwas zu. GfK bestätigt trotz der Risiken ihre Konsumprognose, wonach die realen privaten Konsumausgaben in diesem Jahr um etwa 1,5 Prozent steigen werden. Damit wird die Binnenkonjunktur 2018 einen wichtigen Beitrag zum Wachstum in Deutschland beitragen.

Voraussichtliche Veröffentlichungstermine 2018: Freitag, 21. Dezember 2018, 8 Uhr

Zur Studie

Der Befragungszeitraum für die aktuelle Analyse war vom 26. Oktober 2018 bis 9. November 2018. Die Ergebnisse sind ein Auszug aus der Studie „GfK-Konsumklima MAXX“ und basieren auf monatlich rund 2.000 Verbraucherinterviews, die im Auftrag der EU-Kommission durchgeführt werden. In diesem Report werden die Indikatoren grafisch aufbereitet, prognostiziert und ausführlich kommentiert. Darüber hinaus finden sich darin auch Informationen über die Ausgabevorhaben der Verbraucher für 20 Bereiche der Gebrauchsgüter-, Verbrauchsgüter- und Dienstleistungsmärkte. Die GfK-Konsumklimastudie wird seit 1980 durchgeführt.

Das Konsumklima bezieht sich explizit auf die gesamten privaten Konsumausgaben. Der Einzelhandel macht jedoch – je nach Abgrenzung – lediglich etwa 30 Prozent der privaten Konsumausgaben aus. Der Rest sind Dienstleistungen, Reisen, Miete, Gesundheitsdienstleistungen sowie der gesamte Wellness-Bereich.

GfK prognostizierte für das vergangene Jahr 2017 einen Anstieg des privaten Konsums von mindestens 1,5 Prozent. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes stiegen die Konsumausgaben im Jahr 2017 real um etwa 1,9 Prozent. Auch hierbei geht es nicht um die Einzelhandelsumsätze, sondern um die gesamten Konsumausgaben der Verbraucher.

Die Anschaffungsneigung ist – wie alle anderen Indikatoren auch – ein Stimmungsindikator. Sie fragt, ob die Verbraucher es derzeit für ratsam halten, größere Anschaffungen zu tätigen. Selbst wenn sie dies mit „Ja“ beantworten, müssen noch zwei weitere Voraussetzungen für einen Kauf vorhanden sein: Der Verbraucher muss das nötige Geld für eine solche größere Anschaffung besitzen und auch eine Notwendigkeit für diese Anschaffung sehen. Zudem handelt es sich hier tatsächlich ausschließlich um langlebige Gebrauchsgüter, die auch ein größeres Budget erfordern.

Die Ergebnisse der Stimmungsbefragung stammen aus monatlich durchgeführten persönlichen Interviews bei etwa 2.000 Personen, die repräsentativ für die Bevölkerung in Deutschland sind. Dieses Befragungsinstrument unterliegt ständigen Qualitätskontrollen, vor allem auch im Hinblick auf seine Repräsentativität. Die ausgesprochen hohe Qualität dieser Erhebung zeigt sich auch daran, dass sie für Umfragen im Bereich der empirischen Rechtsforschung (z.B. Verwechslungsgefahr von Produkten) verwendet und anerkannt ist. Das heißt, die Ergebnisse haben Gutachterqualität und müssen jeweils vor Gericht standhalten.

Gesellschaft für Konsumforschung