Der E-Commerce-Markt in Indien wächst rasant und öffnet sich allmählich den ausländischen Anbietern

Amazon erkannte das Potential des indischen E-Commerce-Marktes früh und betrat ihn bereits 2013. Seitdem nimmt das Handelsvolumen auf dem Subkontinent jährlich zu, und auch das mobile Shopping gewinnt stetig an Bedeutung. Dabei ist noch ein sehr geringer Prozentteil der Gesamtbevölkerung im Internet aktiv, sodass in den nächsten Jahren ein rasanter Anstieg des Online-Konsums erwartet wird. Die indische Regierung bemüht sich derweil um Liberalisierungs- und Fördermaßnahmen, um Anbieter aus dem Ausland zu locken.

Kein E-Commerce-Markt wächst so schnell wie der indische, wobei die Kurve vor allem seit 2013 steil nach oben geht. Setzten die Online-Händler in diesem Jahr noch insgesamt 10,7 Milliarden US-Dollar um, betrugen die Einnahmen nur ein Jahr später bereits 16, 4 Milliarden. Das stellte eine Steigerung um 34 Prozent dar, die 2015 nochmals überboten wurden, als sich der Gesamtumsatz aus dem E-Commerce-Geschäft auf 22 Milliarden US-Dollar belief. Dieser Erfolgskurs mit kontinuierlich steigenden Zahlen wird sich wohl auch in den folgenden Jahren fortsetzen, weil sich die Internetnutzung nach Einschätzung der Experten bis 2020 verdoppeln soll. Noch fällt sie im Vergleich zu der Bevölkerungsgröße sehr gering aus, auch wenn jetzt schon 400 Millionen Inder täglich im World Wide Web surfen. Gemessen an den absoluten Zahlen sind das mehr User als in den Vereinigten Staaten. Prozentual liegt der Subkontinent jedoch weit zurück. Darin liegt zugleich das Potential des Landes, zumal sich ein Viertel der Internetnutzer in einem Alter zwischen 15 und 34 Jahren befindet. Für das E-Commerce ist das ein gutes Zeichen, da diese Zielgruppe mehr Gefallen am Online-Shopping findet als Menschen, die sich bereits in einer späteren Lebensphase befinden. Indien bietet daher auch große Chancen für ausländische Händler, die Jeff Bezos sehr früh erkannte. Nachdem sein Unternehmen den Markt 2013 betreten hat, soll dieser in den nächsten Jahren für Amazon zum größten nach den USA werden.

Mobiles Shopping gewinnt in Indien zunehmend an Bedeutung

Der Online-Anteil am Gesamthandel beträgt auf dem Subkontinent derzeit einen Prozent, werde aber, wie Branchenbeobachter einschätzen, bis 2020 auf 3 Prozent klettern. Als Motor des E-Commerce gelten die Reisedienstleistungen, die weltweit zunehmend ins Internet wandern und in Indien momentan 70 Prozent aller Online-Umsätze abdecken. Zudem befindet sich das mobile Shopping auf dem Vormarsch. Schon heute finden Warenkäufe im Internet zu 50 Prozent über Endgeräte wie Smartphones und Tablets statt. Von dieser Entwicklung will Amazon profitieren, auch wenn die einheimische Konkurrenz dem US-amerikanischen Konzern Paroli bietet. Den größten Einfluss auf dem indischen E-Commerce-Markt hat Flipkart, ein Online-Unternehmen, das 2007 zwei ehemalige Amazon-Mitarbeiter gründeten. Ihm gehören zurzeit 45 Prozent der Anteile, während Snapdeal mit 26 Prozent den zweiten Platz einnimmt. Auf diese Anbieter folgt schließlich der Online-Gigant aus Seattle, der 12 Prozent des indischen Online-Marktes für sich beanspruchen kann. Der Rückstand liegt in der noch relativ kurzen Teilnahme begründet, zumal Amazon anfangs mit den gesetzlichen Bedingungen zu kämpfen hatte. Tatsächlich erweist sich die Rechtslage in Indien als kompliziert und erschwert bislang den Eintritt für ausländische Händler. Das bekam auch Bezos‘ Unternehmen zu spüren, das auf dem Subkontinent gegenwärtig als reiner Online-Marktplatz auftritt und keine eigenen Produkte anbieten darf, weil Direktinvestitionen in den indischen E-Commerce-Handel nicht gestattet sind.

Indische Regierung will Online-Markt liberalisieren

Trotz dieser Schwierigkeiten war Bezos zu Investitionen von insgesamt 3 Milliarden US-Dollar bereit. Dabei darf man davon ausgehen, dass in Zukunft weitaus höhere Beträge in das Indiengeschäft fließen werden. Denn die Regierung hat das Potential des Online-Handels mittlerweile erkannt und versucht nun, den Markt zu liberalisieren, um neue Anbieter aus dem Ausland anzulocken. Sie will aber nicht nur die rechtlichen Beschränkungen aufheben, sondern auch die Entwicklung und Gründung von Start-ups fördern. Um dieses Ziel zu erreichen, rief die Regierung zum Beispiel das Regelungsprojekt „Start-up Policy“ ins Leben. Zudem sollen Investitionen in die Digitalisierung und in die Logistik erfolgen, da Indien in diesen Bereichen noch stark unterentwickelt ist. Wenn die bestellte Ware verspätet oder überhaupt nicht ankommt, kann der Online-Handel nicht in dem gewünschten Maße wachsen. Das hat die Regierung verstanden und bemüht sich momentan um Verbesserungen. Das gilt auch für die Finanzlogistik, weil in dem Land noch immer das „Cash on Delivery“ als Bezahlmethode vorherrscht. Kreditkarten kommen hingegen relativ selten zum Einsatz. Deswegen sollen bessere Digitalisierungsbedingungen lukrative Online-Payment-Möglichkeiten schaffen, mit denen sich die Barzahlungen verringern.

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