Waren- und Kreditbetrug sind die häufigsten Straftaten im Internet

Rund 50% aller Straftaten im World Wide Web fällt in den Bereich Waren- und Kreditbetrug. Organisiert werden die Straftaten von verbrecherischen Banden, die versuchen, arglose Privatleute zur Geldwäsche einzuspannen. Berlins Justizsenator Thomas Heilmann will jetzt das Problem anpacken. Im Pressegespräch erklärt er die Tricks der Betrüger.

Waren- und Kreditbetrug sind die häufigsten Straftaten im Internet
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Via Mails, Zeitungsannoncen und sogar in Datingportalen suchen die Gangster vertrauensselige Opfer. Vorwiegend machen sie Jagd auf sozial Schwache sowie Senioren, seit Neuestem aber auch auf Flüchtlinge. Die Banden nutzen digitale Mitteilungen und Anzeigen wie beispielsweise „Geld verdienen wie im Schlaf“ als Köder. Die einzige Bedingung die sie stellen: Die Personen müssen im Besitz eines Kontos sein! Es gehe darum, aus digitalem Geld echtes Geld zu machen, sagt Thomas Heilmann.

Die Betrüger verfolgten eine simple Herangehensweise: sie hacken sehr oft eBay-Accounts, um sich dort in der Folge als Verkäufer teurer Produkte auszugeben. Die Kunden überweisen den Kaufpreis dann auf das Konto des ahnungslosen realen Besitzers des eBay-Profils. Von diesem fordern die Hacker dann den überwiesenen Geldbetrag in bar.

Vereinzelt lassen sich die Menschen davon leicht anlocken. Die Betrüger nutzen auch frech Internet-Datingportale zur Anwerbung. Dort heucheln sie dann Bewunderung und machen sich das Alleinsein der Personen zunutze. Die wenigsten dieser sogenannten Finanzagenten wissen jedoch, dass sie sich strafbar machen, da das Geld meistens aus unehrlichen Online-Verkäufen oder von gehackten Accounts stammt. Der Straftatbestand lautet „leichtfertige Geldwäsche“. Dieser allerdings gilt nur für Menschen, die betrogen wurden und Summen bis 5.000 Euro gewaschen haben. Bei höheren Summen oder organisierter Geldwäsche mit den oft osteuropäischen Banden, muss mit bis zu zwei Jahren Gefängnis gerechnet werden.

Wie Staatsanwalt Marcus Hartmann erklärt, fliegen die Finanzagenten schon nach wenigen Tagen auf, die Strohmänner jedoch bleiben meist verschollen und man kommt kaum an sie heran. Die beiden Fachmänner gaben als Hauptursache dafür an, dass die Vorratsdatenspeicherung bei Computerbetrug nicht ausgewertet werden dürfte. Auch die von Bundesfinanzminister Schäuble empfohlene Bargeld-Obergrenze von 5.000 Euro könnte laut Heilmann die Geldwäsche schwierig gestalten, doch zeitgleich würden ebenso die Freiheitsrechte unschuldiger Bürger eingeschränkt.

Die Behörden werden deshalb versuchen, auch zukünftig auf Aufklärung setzen, um speziell Flüchtlingen begreiflich machen, dass die Tätigkeit kriminell ist, da auch sie in vielen Fällen nichts davon ahnen. Justizsenator Heilmann legte dar, dass allein in Berlin 2015 mehr als 300 Finanzagenten verhaftet worden seien. Da Computerbetrug eine der am stärksten wachsenden Kriminalitätsarten sei, würde demgemäß auch das Problem der Geldwäsche wachsen.

Die Staatsanwaltschaft schätzt den jährlich entstehenden Schaden auf einen höheren zweistelligen Millionenbetrag.