Amazon möchte eigenes Luftfracht-Business starten

Wie die Seattle Times berichtet, möchte Amazon in den USA angeblich 20 Boeing 767-Jets für einen eigenen Lieferservice mieten, so Cargo-Industry Führungskräfte gegenüber der Seattle Times.

Die Online-Retail-Riese will seinen eigenen Cargo-Lieferservice aufbauen, um Verzögerungen von Diensten wie United Parcel Service entgegenzuwirken. In den Augen von Amazon haben diese Services es verpasst, mit dem rasant anwachsenden E-Commerce standzuhalten.

Amazon sei ziemlich genervt von diesen Drittanbietern, so Robert W. Baird & Co. Analyst Colin Sebastian. Das habe dazu geführt, dass sich Amazon mehr und mehr selbst der Auslieferung bestellter Waren annehmen möchte. Ein Verantwortlicher einer Flugzeugleasinggesellschaft, der mit Amazons Plänen vertraut ist sagte, das Unternehmen habe mehrere Luftfracht-Leasinggesellschaften wegen einer Anmietung angesprochen. Amazon habe Gespräche mit Air Transport Services Group (ATSG), Atlas Air und Kalitta Air geführt. Wobei der Kalitta-Verantwortliche es abstritt mit Amazon gesprochen zu haben.

20 Jets zu leasen, das wäre eine enorme Expansion eines Amazon Probelaufs in den Luftfrachtbetrieb einzusteigen. Wie es heißt, soll der Testlauf Ende Januar 2016 beginnen.

Ein Analyst spekuliert sogar, dass Amazon auch für andere Unternehmen ausliefern könnte und im direkten Wettbewerb mit UPS und FedEx in das Express-Paket-Geschäft einsteigen könnte.

Amazon lehnte es wie immer ab, die Entwicklung eines Luftfrachtbetriebs zu kommentieren.

Die gepachteten Jets sollen angeblich vom Wilmington Air Park aus, einem ehemaligen Frachtdrehkreuz, starten Das Frachtkreuz ist inzwischen in Vergessenheit geraten. Ehemals war dort Airborne Express aktiv. Das Vertriebs- und Bodennetzwerk von Airbone wurde später von der DHL übernommen. DHL nutzte den Flughafen, der über zwei Start- und Landebahnen verfügt, als Drehscheibe für seine US-Aktivitäten. 2008 schloss DHL sein Wilmington-Business und 7.000 Beschäftigte wurden entlassen.

Eine der größten Herausforderungen für Amazon ist es, die notwendige Anzahl der Frachtflugzeuge, die für einen funktionierenden Betrieb erforderlich sind, aufzutreiben. Die Boeing 767 ist das bevorzugte Flugzeug, aber es gibt nur eine begrenzte Anzahl dieser Fluggeräte. Da Amazon selbst noch nicht über eine Luftverkehrsbetreibererlaubnis verfügt, müsste der Konzern auch erst einmal mit einem Fracht-Jet-Leasinggeber kooperieren, um das Geschäft starten zu können.Ein Insider meint, dass der Luftfrachtbetrieb von Scott Ruffin, der vor zwei Jahren zu Amazon kam, geleitet wird. In dem Team, das er zusammenstelle, um diese Operation in Gang zu bringen, sei Kniffin Kelly, der nach einer langen Karriere bei UPS im September 2015 zu Amazon stieß.

In den letzten Jahren hat sich Amazon intensiv um eine bessere Kontrolle über den Versand bemüht. 2014 ging das erste Sortierzentrum in Kent an den Start. Dort werden Pakete, die aus den eigenen Lagerhäusern kommen nach Postleitzahlen sortiert und an die einzelnen US-Postämter verschickt.

Vor einem Jahr startete Prime Now und vor ein paar Tagen gab es die Mitteilung, dass Amazon tausende LKW-Anhänger kaufen wolle, um die steigende Flut von Paketen bestmöglich ausliefern zu können.