Amazon Fire Phone – wie sollte ein gewinnbringendes Modell aussehen?

Amazons Management konzentriert sich auf langfristiges Wachstum und betont immer wieder, dass langfristiges Wachstum alles ist, was ihnen wichtig sei. Der Markt, in dem wir leben ist aber eher kurzfristig ausgerichtet. Daher blieb die Amazon Aktie 2014 hinter den Erwartungen zurück. 2015 wird es nicht anders aussehen als 2014, sodass der Margendruck anhalten wird.

Das Prime-Programm wird 2015 an vorderster Front im Amazon Ökosystem stehen. Die Investitionen in Geräte, Medieninhalte und Logistik zur Unterstützung des Prime-Ökosystems wird die Investoren weiterhin frustrieren. Allerdings ist es für Investoren wichtig zu verstehen, dass damit die nötigen Schritte gegangen werden, um das Amazon Ökosystem zu perfektionieren.

Während das Fire Phone die richtige Idee war, waren die Umsetzung und Ausführung die Punkte, die weitestgehend für sein Scheitern verantwortlich waren. Bessere Ausführung bei der Hardware oder über Partnerschaften und der Integration von Amazon Services (Cloud, Video, E-Commerce) wären entscheidende Voraussetzungen für die breitere Annahme des Ökosystems. Amazon hat sein Fire Phone nicht aufgegeben und wird nach der ersten Runde die zweite einläuten.

Neben der Hardware, könnte die erfolgreiche Integration von Amazon Prime Video und Twitch, das Spielstreaming-Portal, in die Plattform, 2015 Videowerbung zur Folge haben, was eine überzeugende Kaufoption der Aktie für Investoren darstellen würde.

Fire Phone Runde zwei:

Die Integration von  Amazon Services auf dem Smartphone, um den Mobile Commerce anzufeuern macht Sinn. Die Ausführung jedoch war armselig, insbesondere die Preisgestaltung und der Vertrieb. Die Preise waren äquivalent zu der von den High-End-Smartphones, sodass die Verbraucher kein Interesse daran hatten zu wechseln. Außerdem gab es nur einen einzigen exklusiven Vertriebsverpartner AT & T (hat sich mittlerweile geändert), der allerdings sowohl den Markt als auch die Verbraucher mit seinen Datentarifen enttäuschte.

Dennoch sollte Amazon seine Smartphone-Strategie nicht aufgeben, da Mobile Commerce auf dem Vormarsch ist und Smartphones wahrscheinlich für die Verbraucher das bevorzugte Gerät für die mobilen Transaktionen sein werden. Darüber hinaus hat das Unternehmen die richtigen Bestandteile, um sie in das Smartphone-Ökosystem integrieren: vereinfachte mobile Commerce-Erfahrung, zuverlässige Lieferung, unbegrenztes Video-Streaming und Cloud-Services – hierüber kann man Nutzer gewinnen. Schließlich, um ein wirklich brauchbares Ökosystem aufzubauen, bleibt die Hardware die kritische Komponente. Amazon muss tiefer in diesen Bereich eintauchen. Das gelingt am besten durch die Zusammenarbeit oder den Erwerb eines Mobilgeräteherstellers, um die vertikale Integration der Dienste auf dem Gerät zu garantieren.

An der Hardware-Front verfügt Amazon eindeutig nicht über den Umfang, sodass Partnerschaften mit verschiedenen Handy-Herstellern, die Amazon Prime vorinstallieren, eine breitere Verteilung seines Ökosystems gewährleisten könnten. Unter den Herstellern von Mobiltelefonen scheiden Samsung, Sony und LG für solche Partnerschaften aufgrund ihrer Verträge mit Google aus.

Eher muss Amazon hier an chinesische Konzerne wie ZTE, Huawei und TCL Communications denken. Diese Unternehmen sind unter Umständen auch offen für Kooperationen, denn dadurch wird ihnen die Tür zu Nordamerika stärker geöffnet. Während das Ausgangsvolumen zwar klein sein wird, ist es wichtig für die Anleger zu verstehen, dass der Aufbau einer Basis für ein neues Ökosystem einige Zeit dauern wird.

Für mich der maßgebliche Faktor: Auf der Software-Seite sollte Amazon seine Fire-Betriebssystem-Kompatibilität mit Android überdenken. Bei dem Betriebssystem setzt Amazon auf Android 4.2.2, ändert es jedoch so stark ab, dass Google Apps nicht installiert sind. Es ist aber nicht zu erwarten, dass Google Apps zukünftig eine erhebliche Bedrohung für das Amazon-Ökosystem darstellen werden. Dadurch, dass auf Amazon-Geräten Google Play Store vorinstalliert wäre, würde in Bezug auf die App-Inhalte eine Lücke geschlossen, mit dem zusätzlichen Vorteil von Amazon Prime Services. Ein kostengünstiges 4G Smartphone, Google App Store und Amazon Prime Services, alles zusammen auf einem Gerät, wird wahrscheinlich preisbewusste Verbraucher anziehen, die ein  erschwingliches Gerät mit Apps und einem Jahr kostenlosem Amazon Prime suchen. Das wäre ein Angebot, das die meisten Menschen nicht ausschlagen können.

Und schlussendlich: der Vertrieb. Amazon sollte seine Geräte ohne Vertragsbindung auf der eigenen Website bewerben. Der Online- Vertrieb könnte genauso effektiv wie der Offline-Vertrieb sein. Alles was Amazon braucht, ist ein bisschen Marketing, um die Verbraucher neugierig auf das Produkt zu machen.

Mit Amazons Investitionen in den Video- und Content-Provider Twitch beweist das Unternehmen eine langfristige Ausrichtung auf den Aufbau des Prime-Ökosystem mit höherwertigem Inhalt. Die Amazon-Video Gemeinde ist in den vergangenen Jahren stetig gewachsen und das kam dem Zuwachs des Prime Abonnements zugute. Mehr als 10 Millionen neue Prime-User kamen alleine in der Weihnachtszeit 2014 hinzu, was die die Gesamtzahl nach Schätzungen auf etwa 40 bis 60 Millionen Nutzer weltweit erhöhte. Investoren können erwarten, dass Amazon in seine Videoplattform und sein Video-Anzeige-Format weiter investieren wird, um das Werbeeinnahmen-Wachstum in der zweiten Jahreshälfte 2015 zu steigern.