ver.di-Chef Bsirske zu den Streiks bei Amazon

ver.di kämpft seit Monaten für einen Tarifvertrag bei Amazon Deutschland. ver.di-Boss Frank Bsirske sieht es als einen Kampf um die Arbeitsbedingungen im digitalen Zeitalter. Er erwartet jedoch keinen schnellen Durchbruch, wie heise.de berichtet.

Es sei ein fundamentaler Konflikt, so Bsirske gegenüber der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. Es ginge darum, wie in der digitalen Ära die Zukunft der Arbeitsbeziehungen geformt werden sollen. Bsirske weiter: „Hier sollen amerikanisierte Arbeitsbeziehungen mit einer Ablehnung von Gewerkschaften als Verhandlungspartner nach Europa exportiert werden.“

Man sehe auch nach den aktuellen Arbeitsniederlegungen bei Amazon keinen Durchbruch. ver.di habe jüngst sechs Standorte in der Bundesrepublik einbezogen, Streiks habe es ebenso in Frankreich gegeben.

Amazon wolle den Streik durch den Zugriff auf Lagerbestände im Ausland und den Einsatz von befristet Beschäftigten unterlaufen. Die Gewerkschaft vernetze sich jedoch allerorts mit Franzosen, Briten, Polen sowie Tschechen. Der ver.di-Chef ist zuversichtlich, dass es zu einer tariflichen Anerkennung der Gewerkschaft als Verhandlungspartner kommen wird. Das sei das Ziel.

Amazon wolle keine Tarifverträge. Der Konzern wolle einseitig bestimmen, zu welchen Bedingungen gearbeitet werde. An den verschiedenen deutschen Amazon-Standorten gebe es unterschiedliche Lohnniveaus, Zuschlagsregelungen oder Nebenleistungen.

Seit Mai 2013 dauert der Tarifstreit zwischen Amazon Deutschland und ver.di bereits an. Amazon lehnt nach wie vor einen Tarifvertrag nach den Bedingungen des Einzelhandels ab. Stattdessen verweist das Unternehmen immer wieder darauf, dass sich die Bezahlung der Mitarbeiter am oberen Bereich der Logistikbranche orientiere.

Beim Eintritt erhielten die Mitarbeiter durchschnittlich 10,09 Euro brutto je Stunde. Nach zwei Jahren seien es bis zu 12,69 Euro, plus Sonderleistungen. Kürzlich erst hatte der Online-Händler betont, in diesem Jahr in Deutschland rund 1.200 neue unbefristete Stellen geschaffen zu haben.

Frank Bsirske teilte dessen ungeachtet mit, verbesserte Regelungen zur Allgemeinverbindlichkeitserklärung von Tarifverträgen nutzen zu wollen. Ein Tarifvertrag könne nun allgemeinverbindlich erklärt werden, wenn wirtschaftlichen Fehlentwicklungen im öffentlichen Interesse entgegengearbeitet werden soll. Der Substanzverlust des Tarifvertragssystems sei eine solche Mißentwicklung. Man bereite eine Initiative vor, den Einzelhandelstarifvertrag für den Versandhandel bindend zu machen.

Doch das, was der Streik eigentlich bewirken sollte, nämlich Amazon zu schaden, ist wohl nicht eingetreten. Wie aus einer Pressemitteilung Amazons hervorgeht, verzeichnete Amazon Deutschland das beste Weihnachtssaison aller Zeiten. So wurden in der Woche vor Weihnachten  20% mehr Bestellungen getätigt als in der gleichen Woche im Vorjahr. Außerdem testeten während der Weihnachtszeit 10 Millionen Kunden weltweit zum ersten Mal Amazon Prime.