Die Werbe-Tour von Jack Ma hat begonnen – Alibabas letzte Schritte vor dem IPO

Alibaba, der chinesische Internetriese, ist derzeit in aller Munde, dem bevorstehenden Börsengang sei Dank. Aber Alibaba will sich auch stärker zum Rivalen von eBay und Amazon entwickeln – mehr Waren verkauft der chinesische Internetgigant allemal schon. Über die Plattform läuft zirka 80% des Online-Handels in China. Hunderte Millionen User haben 2013 Geschäfte im Wert von umgerechnet 192 Milliarden Euro auf den wichtigsten Plattformen des Konzerns, Taobao, Tmall und Juhuasuan, getätigt.

Um Investoren für Alibaba zu begeistern, startete nun die sogenannte Roadshow, eine Werbe-Tour um die Anleger für den milliardenschweren Börsengang in den USA zu gewinnen.

Doch Jack Ma, der Firmengründer, wäre nicht Jack Ma, wenn er auch dabei nicht seinen eigenen Stil entwickeln würde. So hielt er es zum Anfang der Werbe-Tour im Waldorf Astoria, einem der angesehensten Hotels überhaupt, auch nicht für notwendig, Analysten auf höherem Niveau zu bewirten. Kritische Fragen der Investoren wurden ebenfalls nicht ausreichend beantwortet, wie das Manager Magazin zu berichten weiß.

Im New Yorker Waldorf Astoria mussten sich die Investoren in langen Schlangen am Eingang anstellen, die Räume waren wegen des großen Interesses übervoll, es gab Stehplätze und der Beginn verzögerte sich. Beim Essen mussten sich die sonst eher verwöhnten Investoren mit abgepackten Sandwiches mit kaltem Truthahn zufrieden geben.

Viele Fragen an das Management des Konzerns blieben unbeantwortet, unter anderem: 3iCapital-Manager Yosri wollte wissen, welche Taktik Alibaba für sein globales Wachstum verfolge und welche Strategie der Konzern gegen Amazon oder eBay in den USA habe.

Andere Anleger hätten gerne erfahren, wie Alibaba zu der Kritik stünde, dass die Management-Besetzung zu intransparent sei. Firmengründer Jack Ma habe noch immer enormen Einfluss darauf, wer die wichtigsten Positionen im Konzern erhält. Für die Anleger insofern ein Problem, als dass sie darin einen Konflikt zwischen den Interessen des Geschäftsmannes und denen des Konzern sehen. Ma besitzt noch 8% an Alibaba, aber auch Anteile an vielen anderen Unternehmen.

Im Jahr 2010 beispielsweise wurde der Internet-Bezahldienst AliPay an Jack Ma verkauft. Der Verkauf wurde von Alibaba damals mit den im Jahr 2010 eingeführten regulatorischen Neuerungen für chinesische Bezahlservices begründet, sodass man sich mit sofortiger Wirkung von AliPay hätte trennen müssen.

Jack Ma sprach dieses Thema im Waldorf Astoria als einziges in einer längeren Rede an. Es sei eine schwere Entscheidung gewesen, doch erst mit der Zeit werde sich zeigen, dass es auch eine gute Entscheidung war.

Ansonsten war das Management mehr damit beschäftigt die Fragen der Anleger zu sammeln und nur wenige (unkritische) Fragen seien beantwortet worden, was ernüchternd gewesen sei. Viel erfahren habe man nicht, so die  New York Times. Kritische Fragen sei das Team aktiv angegangen, doch die Zuhörer seien mit vorgefertigten Antworten „abgewimmelt“ worden. Einige Fondsmanager sagten jedoch auch, dass Jack Ma schon beeindruckend gewesen sei.

Die Werbetour rund um die Welt dauert insgesamt 10 Tage. In Europa plant Alibaba einen Exkurs nach London. Danach will das Unternehmen den Ausgabekurs festsetzen. Der Konzern wird das größte chinesische Unternehmen an einer US-Börse sein.

In Deutschland ist Alibaba bislang weniger präsent. Unter Alibaba.com/german.alibaba.com findet man zwar eine Webseite, die aber eher als „Rohbau“ zu bezeichnen ist. Die Übersetzung lässt teilweise zu wünschen übrig und die Preise sind alle nur in US-Dollar angezeigt.

Auf dem US-Markt ist Alibaba mit 11 Main vertreten. Seit Juni 2014 bietet die Plattformvor allem Mode und Accessoires an. Beworben wird die Seite auch: Hat man sich beispielsweise bei 11 Main registriert, erhält man wöchentlich eine Menge an Mails, in denen einem die Artikel der Plattform  ans Herz gelegt werden. 11 Main soll Amazon und anderen Internet-Händlern vor allem in der Kategorie Mode&Accessoires Konkurrenz machen.