Groupon will Marktplatz für kleine regionale Händler werden

Nachdem das Schnäppchenportals Groupon zunächst eine schnelle Entwicklung erfahren hat, fand diese auch schnell ein jähes Ende. Deshalb will Groupon sich von seinem Daily-Deal-Business verabschieden und zu einem Marktplatz für Schnäppchen wandeln, so das Manager Magazin.

Eric Lefkofsky, einstiger Mitgründer des Unternehmens, der nach der Entlassung von CEO Andrew Mason wieder selbst die Geschicke lenkt, will nun einem erneuten Absturz entgegenwirken. Als Google Anfang letzten Jahres die Logiken für den Posteingang bei GMail überarbeitete und einen gesonderten Werbemail-Ordner schuf, ging der Groupon-Umsatz sofort in den Keller. Die Groupon-Mails landeten seit dieser Zeit statt im allgemeinen Ordner im Werbeordner. Viele Verbraucher verzichteten darauf diese Werbemails überhaupt zu öffnen. So etwas soll nicht wieder passieren. Eric Lefkofsky möchte Groupon unabhängig vom Mail-Business machen. Er will, dass Groupon sich von täglichen Offerten hin zu einem vollständigen Marktplatz entwickelt.

Groupon macht heute schon einen beträchtlichen Anteil seines Umsatzes über die Webseite. Die Kunden kommen nicht mehr alle über Newsletter. Weniger als 40% aller nordamerikanischen Transaktionen kommen heute noch aufgrund von Mail-Angeboten zustande. 6% der Nutzer kommen mittlerweile über Suchanfragen. Die Groupon-Geschäftspartner wurden auf das neue Verkaufsmodell bereits eingestellt, denn 3 von 4 schalten schon Angebote auf dem Marktplatz von Groupon.

Lefkofsky hat es eilig mit dem Vorantreiben der Verwandlung. Anfang November 2013 kündigte Groupon den Kauf der koreanischen E-Commerce-Plattform Ticketmonster für 260 Millionen Dollar an. Im Januar 2014 war der Deal bereits abgeschlossen

Mitte Januar 2014 übernimmt Groupon für 43 Millionen Dollar auch noch den Internet Modeshop Ideeli. Dieser bietet jeden Tag um zwölf Uhr ausgewählte Kleidungsstücke sowie Accessoires zu stark herabgesetzten Preisen an. Lefkowsky verspricht sich von diesem Deal exzellente Beziehungen zu vielen Top-Mode-Marken.

Doch parallel dazu interessiert sich Groupon auch für die kleinen  Händler. Aktuell gibt es in Chicago und im Großraum San Francisco einen Testlauf, bei dem kleine örtliche Händler Restwaren, die sie zum normalen Preis nicht mehr verkaufen oder nicht mehr im Sortiment halten wollen, mit einem Preisnachlass über die Groupon-Seite veräußern können. Die gekaufte Ware kann dann bei den Händlern abgeholt werden.

Kürzlich ging Groupon ebenso mit einer neuen Plattform namens Deal Builder an den Start. Hier kann der Händler demnächst eigenständig Angebote einstellen. Mit dieser Plattform werde es möglich, den Marktplatz „für eine viel größere Anzahl von Händlern zu öffnen“. Das jeweilige Angebot wird jedoch, bevor es online geht, von einem Groupon-Mitarbeiter kontrolliert. Denn bieten Händler über Groupon Schnäppchen an, die ihr Geschäft überfordern, droht eine ähnliche Situation wie vor einigen Jahren in Deutschland, als Groupon monatelang mit schlechter Presse und enormer Kritik zu kämpfen hatte. Die Händler hatten sich teilweise schlichtweg übernommen.

Bis auch Groupon Deutschland sich zum Marktplatz entwickelt hat, wird wohl noch Zeit vergehen. Seit ein paar Monaten können Kunden zwar neben Dienstleistungs-Gutscheinen auch Reisen und Aktionswaren kaufen, doch traditionell sei Amerika immer der Vorreiter, wo etwas getestet wird. Und sollte der Probelauf in den USA erfolgreich sein, dann werde das Konzept oft auch nach Deutschland übertragen, so Groupon-Sprecher Rene Beutner.

Doch hat Groupon im Online-Schnäppchenportal-Sektor enorme Konkurrenz. Amazon betreibt mit Amazon Angebote schon eine Art Schnäppchensektion auf seiner Seite. Und auch die Shoppingclubs sind recht stark auf dem Schnäppchenmarkt vertreten. Die Online-Flash-Sale Seite Vente privée besetzt  derzeit die Spitzenposition. Der Umsatz des Unternehmens konnte im abgelaufenen Geschäftsjahr um 23% auf 1,6 Milliarden Euro  gesteigert werden.

Die kleinen, lokalen Händler hat dagegen keiner der Internet-Größen bisher im Portfolio. Doch haben sie aktuell auch am heftigsten unter der Konkurrenz aus dem Internet zu leiden.