Sinn oder Unsinn der virtuellen Währung Amazon Coins

Im Mai 2013 will Amazon, wie schon berichtet, seine virtuelle Währung die Amazon Coins präsentieren. Zunächst werden diese nur in den USA eingeführt und Kindle Fire-Besitzer können dann damit im Amazon Appstore Apps und In-App-Inhalte bezahlen. Um den Nutzern die Coins schmackhaft zu machen, sollen mehrere 10 Millionen US-Dollar an Coins an die User verschenkt werden. Robert Vossen, der in Los Angeles lebt, bloggt und als Research Associate an der University of Southern California arbeitet, stellt die Amazon Coins in Frage. Er bezeichnet das Vorhaben als intransparent und vergleicht es mit den wenig erfolgreichen Facebook Credits.

Die Entwickler werden an den Umsätzen mit Amazon Coins mit den normalen 70% beteiligt, doch nicht klar ist, weshalb Nutzer auf die Coins setzen sollten.

Facebook wollte mit den Facebook Credits ebenfalls seine eigene virtuelle Währung schaffen, um In-App-Käufe voranzutreiben. Doch die Game-Entwickler setzten auf ihre eigenen Währungen, in die Facebook Credits eingetauscht werden konnten. Damit ließen sich nicht nur die Spieler und deren virtuelles Spielgeld an ein bestimmtes Game binden, ebenso konnte der Umrechnungskurs verborgen werden.

Amazon wird, ebenso wie Facebook dies tat, auf einfache Kurse setzen: 10 Facebook Credits oder 100 Amazon Coins sind mit einem Dollar gleichzusetzen. Der Spiele-Entwickler kann jedoch auch X Gummipunkte für 17,50 Euro veräußern. Somit geht das Gefühl für das Geld verloren. Doch das stört weder den Entwickler, noch Facebook oder Amazon.

Weshalb aber führt Amazon die virtuelle Währung ein? Was dahinter steckt ist in den Augen von Robert Vossen unklar.

Facebook wollte mit seinen Credits Vertrauen schaffen: „Eher kaufe ich bei Facebook 100 Credits und probiere ein paar Spiele aus, als dass ich bei irgendeinem Spiele-Anbieter ein Konto anlege, meine Kreditkarteninformationen hinterlege und dort die Punkte kaufe“. Amazon jedoch hat die Kreditkarteninformationen seiner Kunden schon. Warum sollten die In-App-Verkäufe dann nicht gleich über den Amazon-Account abgewickelt werden?

Vossen hat hierauf auch keine Antwort. Er zitiert jedoch Kollegen von „All Things D“ die meinen, dass man sich als Nutzer mit den Coins ein Limit für In-App-Käufe setzen kann.

Ein anderer Punkt den Vossen anführt: Er habe die Kindle-Familie bislang fast nur als eReader gesehen. Zwar könne man auch Filme anschauen, Musik hören oder ein wenig spielen, doch kaufe man sich dann nicht eher ein iPad oder ein Android-Tablet? Der Preis sei bestimmt ein Argument für den Kindle Fire, doch sei das Samsung Galaxy Tab 2  nicht viel teurer. Und der Nutzer wäre von Amazon weniger abhängig.

Und dann stelle sich ferner die Frage, ob eigentlich genügend Kindle Fire auf dem Markt sind, damit sich das Amazon Coin-System überhaupt rechne.