Google setzt zum Angriff auf Facebook an – dieses Mal mit Google+

Der Mensch ist in den meisten Fällen ein Herdentier und selbst im Netz kann er selten alleine sein. Mark Zuckerberg, jetzt gerade mal 27 Jahre alt, hat das frühzeitig erkannt und mit Facebook den richtigen Riecher gehabt. Auf diesen Zug versucht nun auch Google aufzuspringen und startet mit dem Dienst Google+ seinen bisher am breitesten angelegten Versuch, im sozialen Netzwerk einen Fuß in die Tür zu bekommen.

Google setzt hierbei seinen Fokus vor allem auf einen anderen Umgang mit der Privatsphäre: Sie soll besser geschützt werden als es teilweise bei Facebook der Fall ist. Um das zu realisieren gibt es bei Google+ von Beginn an sogenannte „Circles“. Hier können die Kontakte je nach Bekanntschaftsgrad eingeteilt werden: Familie, Freunde, Arbeitskollegen oder eben nur Bekannte. Zwar ist diese Möglichkeit bei Facebook mit den „Gruppen“ auch gegeben, jedoch mit größerem Aufwand verbunden. Das ganze „Circles“-Konzept ist noch nicht ganz ausgereift und für viele Anwender auf den ersten Blick schwer zu verstehen. Google versucht zwar Circles genau zu erklären, aber es muss noch deutlicher dargestellt werden.

Google+ bietet zudem Komponenten, die bereits aus den Diensten Twitter, Skype oder auch Facebook bekannt sind: Anwender können via Video in „Hangouts“ chatten (bis zu 10 Nutzer gleichzeitig) oder Links austauschen. Im „Stream“, der bei Facebook der Pinnwand entspricht,  kann der Nutzer im Auge behalten, was seine Kontakte gerade posten.

Die Oberfläche des neuen Google-Services zeigt ferner, dass Google aus seinen eigenen Fehlern der Vergangenheit gelernt hat. Die viel zu komplexe Oberfläche von Google Buzz bereitete selbst Insidern Probleme, das Design von Google+ hingegen sieht strukturierter und einfacher aus. TechCrunch weiß auch warum: Das frühere führende Apple-Mitglied Andy Hertzfeld (1979-1984), der 2005 dann zu Google wechselte und vor langer Zeit die Benutzeroberfläche des ersten Apple Macintosh kreierte, ist für das Aussehen verantwortlich. „Hertzfeld was given free reign to “flex his creative muscles” for the first time within Google”, so  Steven Levy ein amerikanischer Journalist, der sich unter anderem auf Artikel über das Internet spezialisiert hat.

Google+ bietet auch einen Themendienst, genannt „Sparks“, wo Nutzer  in spezielle Suchfelder ihre Einträge über Dinge, die sie interessieren, machen können. Sparks ist eine Art RSS Reader, welcher auf den User abgestimmte Informationen bringt. Einer der Sparks schon ausprobiert hat meint, dass hier noch sehr viel Potential stecke.

Insgesamt dauerte es für den (geübten) User zirka 15 Minuten, um einigermaßen mit allen wichtigen Elementen des Google+ Systems zurechtzukommen. Das ist eine gute Zeit für eine neue Seite, zumal es sehr viel zu erkunden gibt. Zunächst schien es ein wenig zu erdrückend, doch die Konzepte sind eigentlich recht einfach zu begreifen, wenn man ein wenig experimentiert und verstanden hat wie die Dinge funktionieren.

Derzeit wird das Google+ Projekt noch mit einer begrenzten Anzahl an Nutzern getestet, doch bald kann jeder mitmachen.  Man hat die Möglichkeit hier seine Mail-Adresse anzugeben und sobald der Anwenderkreis ausgeweitet wird schickt Google eine Nachricht.

Die Frage ist nur: Wie viele der 700 Millionen bei Facebook registrierten Nutzer werden das Google+-Angebot nutzen und ihren Account von Facebook nach Google+ verlegen?