John Donahoe im Gespräch mit Walter Mossberg

Vor ein paar Jahren war die Position John Donahoes eine wenig beneidenswerte. Als neuer CEO von eBay nahm er die Zügel einer Gesellschaft in die Hand, die lange Zeit klarer Führer im Online-Versteigerungsbereich war und dann einen Wachstumsstillstand erfahren musste. Und das mitten in einer Zeit in der die Konkurrenz vor gewaltigen Rivalen wie Amazon.com oder Start-Ups wie Etsy nur strotzte. Seine ersten Bemühungen, das Geschäft der Gesellschaft wieder anzukurbeln führte zu absolutem Unmut unter den „Haupt“- Händlern von eBay und das Geschrei war groß.

Aber so sehr die Händler verärgert waren, scheinen jene Änderungen eine positive Wirkung auf das Geschäft von eBay gehabt zu haben. Im ersten Quartal 2010 zeigt eBay bescheidenes Wachstum (zum ersten Mal seit mehreren Quartalen hintereinander wieder), auch Dank des eindrucksvollen Wachstums seines Bezahldienstes PayPal. Auch der Verkauf der meisten Anteile von Skype war einer der besseren Schachzüge von John Donahoe. Aber reicht das alles aus um das Geschäft von eBay wieder zu stärken und Amazon abzuwehren?

Auf der Technologiekonferenz D8 (All Things digital) trat John Donahoe, neben, unter anderem Steve Jobs auf und stellte sich den Fragen von Walter (Walt) Mossberg. Mossberg ist ein US-amerikanischer Journalist, der vor allem durch seine Kolumnen im Wall Street Journal bekannt wurde, in denen er technische Produkte und Trends kommentiert. Mossberg gilt als einflussreichster Journalist auf diesem Gebiet.

Erste Frage von Walter Mossberg: „Sie werden von den Leuten als eine Art Web 1.0-Gesellschaft angesehen und in der Hauptsache über Auktionen definiert. Heute legen Sie jedoch mehr Wert auf das Sofort-Kaufen und Festpreis-Formate.“

Donahoe: „Wir werden nie ein Retailer sein. Am Anfang hat eBay Long-Tail-Warenbestand verkauft und zwar im Auktionsformat, was zum damaligen Zeitpunkt Sinn machte. Heute machen Auktionen 30- 35% des Business aus. Viel vom heutigen Warenbestand auf eBay sind brandneue Produkte. Aber es sind nicht notwendigerweise dieselben Artikel, die man in einem Einzelhandelsgeschäft bekommen würde. Aber was Sie auf eBay finden, was man woanders nicht entdeckt, sind Artikel wie aufgearbeitete Produkte, die preiswerter sind. eBay gibt dem Verbraucher also eine Wahlmöglichkeit.“

Walter Mossberg: „Ist das auch bis zu den Konsumenten vorgedrungen?  Verstehen sie, dass Sie nur noch mit etwa 30% Versteigerungen arbeiten?“

Donahoe antwortet, dass die Kunden es sehr wohl verstanden haben.  „Es gibt mehr Warenbestand als es den Leuten bewusst ist, aber wir arbeiten am diesem Bewußtsein. eBay ist außerdem optimal für Händler mit großen Mengen an Waren, diese kann man auf eBay sehr gut loswerden.

Walter Mossberg fragt nach den anderen Geschäftszweigen von eBay: PayPal und Skype. Skype scheint größer zu sein je zuvor. Warum konnten Sie nicht diese Arbeit leisten?

John Donahoe verteidigte sich und sagt, dass Skype ein fantastisches Geschäft ist. Er erklärte, dass man heute im Internet nicht alles für alle Leute sein kann. Gesellschaften müssten experimentieren und Risiken eingehen. Skype war etwas, was einfach zu den anderen Bereichen nicht passte, also verkauften wir einen Großteil.

Tja, wenn keine Synergien da waren, warum hat man dann Skype überhaupt erst akquiriert?

Donahoe: „Zu der Zeit, als eBay Skype kaufte, sah es so aus als könnte es Synergien geben und das Unternehmen eBay hoffte, die Skype-Technologie bestmöglich einsetzen zu können, aber das funktionierte eben nicht. Ich bin nicht traurig über die Akquisition, aber auch nicht traurig, das Unternehmen wieder abgestoßen zu haben.“

Was ist mit PayPal, wollte Walter Mossberg dann wissen.

Donahoe sagte, dass PayPal den Verbrauchern einen sicheren Weg anbieten soll im Netz einzukaufen.

Mossberg unterbrach Donahoe und meinte, dass die Leute von heute sehr leicht ihre Kreditkarten zücken können, warum sollten sie sich also PayPal bedienen?

Donahoe erwiderte darauf: „PayPal soll die digitale Brieftasche der Zukunft sein. Kreditkarten kann man verlieren – PayPal nicht!“

Dann sprach man über die PayPal-App für das iPhone: die Bump-Funktion und Donahoe äußerte: „Physische Brieftaschen“ werden durch PayPal auf beweglichen Geräten wie dem iPhone ersetzt werden.

Mossberg: „Wie groß ist das Phishing Problem von eBay. Ich bekomme relativ häufig E-Mails, dass mein PayPal-Account gefährdet ist. Sie sind die Zielscheibe vieler verschiedener Angriffe.“

Donahoe: „Phishing war vor ein paar Jahren ein großes Problem für eBay. Aber in den letzten 5 Jahren haben wir schon ein wenig Geld  investiert, um das Problem in den Griff zu bekommen. Ich denke, dass wir einen guten Job gemacht haben.“

Walter Mossberg: „Wer ist ihr schärfster Rivale?“

John Donahoe: „Die üblichen Verdächtigen: Amazon, Etsy, Wal-Mart. Wal-Mart ist der Offline-Retailer weltweit. Costco ist Mitbewerber im absolut gleichen Segment mit exakt demselben Business-Modell und sehr erfolgreich. Auch Target gehört hier dazu. Das Gleiche kann online genauso funktionieren. Amazon macht nur 5% des E-Commerce aus, es gibt also sehr viel Raum für andere Mitbewerber. Beide, sowohl eBay als auch Amazon können daher erfolgreich sein.“

Ist das iPad eine andere große Plattform für Sie, wollte Mossberg wissen.

Donahoe: „Ich denke immer mehr Geräte werden Teil der Einkaufserfahrung werden. Die Grenze zwischen offline und online verwischt immer stärker und diese neuen Geräte tragen sehr viel dazu bei.“ Er fügt noch an, dass eBays iPad-Applikation das beste eBay-Erlebnis sei, dass er bisher gesehen habe.“

Walter Mossberg fordert Donahoe heraus und fragt: „Sie sagen, dass die iPad App die beste eBay-Erfahrung ist, aber das ist ein neues Gerät. Sie sind seit Jahren mit eBay im Web unterwegs. Warum ist nicht das die beste Erfahrung?“

Donahoe: „Die Haupt-Weberfahrung von eBay in den vergangenen 18 Monaten: Wir sind auf einer Skala von 10 Punkten von 2 Punkten auf 4 gestiegen. Aber wir müssen noch einen langen Weg gehen und unser Fokus liegt weiterhin darauf, das „beste eBay“ der Welt aus unserem Unternehmen zu machen.“ Diese neuen Geräte erlauben uns z.B., damit zu beginnen, neue kundengerechte Anwendungen zu kreieren, was uns hilft, den Kunden genau die Einkaufsmöglichkeit zu bieten, die sie gerne haben möchten.

Warum konzentriert man sich bei eBay so viel auf Mode?

Donahoe: „eBay ist der größte Verkäufer von Mode in der ganzen Welt. Wir versuchen mehr vertikale Einkaufserfahrungen auf eBay zu bringen. Wir versuchen, mehr kundengerechte Erfahrungen in verschiedenen Kategorien anzubieten.“

Walt fragt nach StubHub. „Es gibt viele Meinungsverschiedenheiten über den sekundären Ticket-Verkaufsmarkt.“

Donahoe: „StubHub ist ein Marktplatz und kauft nie Karten. StubHub versucht Saisonkarten-Inhabern die Möglichkeit zu geben die Karten weiter zu verkaufen, wenn die Karteninhaber diese nicht nutzen können. Manchmal zu Preisen, die über dem eigentlichen Marktwert liegen, manchmal aber auch darunter. StubHub hat auch etwas was andere in diesem Segment nicht haben: Transparenz! Sie wissen, wer der Käufer ist, wer der Verkäufer ist, und StubHub verbürgt sich für jeden Verkauf.“

eBay war über Jahre hinweg ein Pfennigfuchser für Händler. Auf die Frage von Mossberg, ob die Händler von eBay durch viele Gebühren „schlecht“ behandelt wurden sagt Donahoe:

Vielleicht war eBay wirklich knauserig über die Jahre hinweg. Doch durch die Gebührenänderungen in der Vergangenheit können Verbraucher von Gratis-Artikeleinstellungen Gebrauch machen und gewerbliche Händler im Festpreisformat einstellen. Wir haben versucht, die ganze Gebührenstruktur zu vereinfachen und unser Preissystem zu modernisieren. Wir sind immer noch günstiger als Amazon.

Diese Aussage kommentiert Gary Overton im AuctionBytes-Blog wie folgt: „Ich bin alt und vielleicht auch ein wenig senil. Aber ich glaube ich bezahle so viel Gebühren wie noch nie: Ich zahle um meine Artikel einzustellen, ich bezahle, wenn sich ein Artikel verkauft hat und ich zahle PayPal-Gebühren. Ebenso zahle ich Gebühren für meinen Shop. Ich bezahle also 4 verschiedene Arten von Gebühren. Wenn das keine Pfennigfuchserei ist!