Warum eBay und Amazon gemeinsam arbeiten sollten

Randy Smythe hat sich wieder einmal Gedanken über eBay gemacht. Diesmal ging er der Frage nach, ob eBay und Amazon sich nicht zusammentun sollten. Die eBay- und Amazon-Verantwortlichen und die Investoren bittet er den Artikel nicht gleich auseinanderzureißen, sondern ihn erst einmal in Ruhe zu lesen.

Die ersten Punkte richten sich direkt an die Investoren und er beleuchtet die Frage, warum Investoren sich einen Zusammenschluss vorstellen könnten: Beide Unternehmen haben einen nahezu identischen Marktwert, der es für andere fast gänzlich unmöglich macht, das eine oder das andere Unternehmen zu akquirieren. Amazon mit etwa 32.26 Milliarden USD, eBay mit 31.97 Milliarden USD. Der nächste Punkt sind die vorhandenen Geldmittel: Die fusionierten Unternehmen hätten zusammen 6,38 Milliarden US-Dollar an liquiden Mitteln, wenn nicht sogar mehr, was auch für Investoren nicht uninteressant ist. Der Bruttowarenumsatz zusammenlegt ergäbe 80 Milliarden Dollar, davon 60 von eBay und 20 Milliarden von Amazon. Die beiden Unternehmen könnten dann auch gleich die Bezahldienste zusammenlegen, was eine wunderbare Kombination ergeben würde.

Die Gewinnspannen würden bei einer Fusion zwar komprimiert, aber die Investoren von Amazon würden den Anstieg der Gewinnspannen schätzen, wohingegen die eBay-Finanzmänner von einem schnelleren Wachstum profitieren könnten. Zudem würde eine Verschmelzung der beiden Firmen sie zu der unangefochtenen Nummer 1 weltweit machen. Da der E-Commerce-Handel sich momentan ständig verlangsamt, sollte man das Eisen schmieden, solange es noch heiß ist.

Von der Sicht der Investoren nun zu Amazon und warum die Verantwortlichen von Amazon sich einen Zusammenschluss vorstellen könnten: Sie könnten die Gewinnspannen erhöhen, indem sie sich eBay anschließen würden. eBay Motors wäre auch ein denkbarer Grund, denn das Gebrauchtgeschäft sieht sich Herausforderungen gegenüber, eBay Motors ist hingegen noch ein sehr lohnender Geschäftszweig. Um einen Fuß beim Ticket-Business in der Tür zu haben, käme ebenso StubHub für Amazon sehr gelegen, auch eBays Kleinanzeigenmarkt Kijiji wäre ein Vorteil für Amazon. Viele werden beim nächsten Punkt, den Auktionen, aufschreien, aber Versteigerungen sind nicht tot, wie immer wieder behauptet wird. eBay hat hier nur einen Regler eingebaut. Nichts desto Trotz ist eBay hier weltweit immer noch Marktführer. Die Kombination von Amazon und eBay wurde ein wenig den Druck aus dem Auktions-Geschäft bei eBay herausnehmen und aus den Auktionen wieder einen Handelszweig mit hohen Gewinnspannen machen, in dem außerdem wieder etwas mehr Leben wäre.

Ebenso eine unschlagbare Kombination: PayPal zusammen mit den Online-Bezahlsystemen von Amazon, hier käme dann jeder zu seinem Recht. eBay-Shops werden derzeit leider zu sehr unterschätzt, doch unter der Regie von Amazon könnten sie zu neuem Leben erwachen, und eine halbe Million Shop-Eigner würden den Zusammenschluss begrüßen.

Warum könnte eBay sich dazu entscheiden, mit Amazon zusammenzugehen? Ein gewichtiger Punkt, eBay könnte sich wieder voll und ganz seinen Auktionen widmen, denn Amazon wäre der „Festpreis-Chef“, eBay dagegen der „Auktions-Boss“. Hierdurch würde viel Druck von eBay genommen. PayPal bekäme 80 Millionen User durch Amazon hinzu.

Und abschließend vielleicht noch: Sollte eBay sich nicht wieder auf sein Kerngeschäft besinnen und sich aus der Abwärtsspirale befreien können, so könnten sie eine leichte Beute werden, die von anderen eventuell aufgekauft wird. Zusammen mit Amazon wären beide Unternehmen unschlagbar.

Gibt es aber unter Umständen auch Gründe, warum eine Fusion nicht gewinnbringend wäre? Auch hierauf hat Randy Smythe eine Antwort: Würden die Beiden zusammengehen, stellt sich die Frage nach Konkurrenten – wer sollte die beiden Unternehmen dann noch schlagen können. Der Spruch Konkurrenz belebt das Geschäft wäre damit passé! Die Unternehmens-Kultur von Amazon und eBay sind komplett verschieden und es wäre sicherlich sehr schwierig sie zu vermischen, allerdings nicht unmöglich. Ehrlich gesagt, Amazon würde auch ein wenig Lockerheit gut zu Gesicht stehen und eBay würde von etwas mehr Straffheit profitieren. Ein weiteres Problem, Amazon hat mit dem Gemeinschaftsgedanken von eBay nichts am Hut – Amazon ist ein Kontroll-Freak und bei eBay haben wir in der letzten Zeit zur Genüge gesehen, was die eBay-Gemeinschaft von übermäßigen Kontrollen hält. Die beiden Händler-Gemeinschaften sind einfach sehr unterschiedlich, doch vielleicht könnte man auch das auf die Reihe bringen.

Es gibt  wahrscheinlich noch eine Menge Gründe für  oder gegen einen Zusammenschluss, das waren so die wichtigsten, die Smythe auf Anhieb in den Kopf kamen. Die Herausforderungen wären in jedem Fall enorm, aber nicht unüberbrückbar.